Nr. 14
Allein dieses Zugeständniß und diese Beilegung der Ehrerbietung, von welcher wir sprachen, hat lediglich bei den Menschen statt, welche die natürliche Schwachheit und die Liebe zum Höherstehenden belehrt, an Erhabenheit sich zu erfreuen und im Vergleich mit Anderen den Vorzug zu erhalten. Ich frage aber, wo findet bei den Göttern sich Raum zur Ehre, oder welcherlei Auszeichnungen bemerkt man ihnen aus der Opferdienste Bereitung zukommen? Werden sie durch die geschlachteten Thiere ehrwürdiger, mächtiger? Wird ihnen hierdurch irgend Etwas zugefügt, oder fangen sie durch die vermehrte Göttlichkeit an mehr Götter zu seyn? Ich urtheile vielmehr, der Beschimpfung zunächst, ja volle Beschimpfung sey es, so man sagt, der Gott werde vom Menschen geehrt und durch Darbringung irgend einer Gabe verherrlicht: denn mehrt und häuft die Ehre desselben Würde, dem sie erwiesen ward, so folgt, daß der Gott vom Menschen gemehrt werde, dessen die Gabe und der Beitrag der Ehre war; und dergestalt führt die Sache dahin, daß der Gott, welcher durch menschliche Ehren verherrlicht wird, niedriger, der Mensch dagegen, welcher der Gottheit Machtvollkommenheit hebt, höher zu stehen kommt.
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