Nr. 18
Weil sich gerade die Untersuchung von den Opferdiensten in unseren Händen befindet: was ist Ursache, was Grund, daß, da die unsterblichen Götter, mögen sie nämlich auch unsertwegen seyn, als welche immer S. 191 man sie zu seyn glaubt, Einer Gesinnung sind oder Einer Natur, Art und Beschaffenheit seyn müssen, nicht Alle durch alle Opfer besänftigt werden, sondern gewisse durch gewisse Opfervorschriften? Was ist Ursache, um ferner zu forschen, daß die Gottheit mit Stieren, die mit Böcken oder Schafen geehrt wird? diese mit säugenden Schweinen, diese mit ungeschorenen Lämmern? jene mit jungfräulichen Rindern, jene mit gehörnten Ziegen? die eine mit unfruchtbaren Kühen, die andere aber mit trächtigen Säuen? diese mit weißen, jene mit dunkelfarbigen, eine mit weiblichen, eine mit männlichen Thieren? Schlachtet man nämlich den Göttern die Opferthiere der Ehre und Achtung wegen, was liegt dann daran oder welcher Unterschied findet statt, durch welches Thieres Haupt die Schuld gesühnt werde, der Zorn und Widerwärtigkeit zugerechnet ist? Oder ist etwa das Blut dem einen minder angenehm und werthvoll als dem anderen? theilt eines vor dem anderen Wollust und Vergnügen mit? oder wie es Gebrauch ist, enthält sich dieser des Ziegenfleisches, verwünscht jener die Berührung eines Schweines; ist dem das Schaffleisch verabscheuungswürdig aus Scheu vor irgend einer Vorschrift oder Verbindlichkeit; und damit der schwache Magen nicht beschwert werde, meidet dieser des Rindfleisches Härte, und genießt das zarte der Säugenden, welches ohne Schwierigkeit er verdauen mag?
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