Nr. 19
Allein du irrst, heißt es, und stehst nicht fest: denn den weiblichen Gottheiten weibliche, den männlichen männliche Thiere zu opfern, davon ist der Grund versteckt und geheimnißvoll, der gemeinsamen Kenntniß entfernt. Nicht untersuche, nicht erforsche ich, was die heiligen Dienste vorschreiben oder was die Gesetze enthalten; aber, wird die Vernunft siegen und die Wahrheit das Recht behaupten, so daß bei den Göttern kein Geschlechtsunterschied stattfindet, noch nach irgend einem Geschlechte dieselben gesondert sind: soll man dann etwa alle diese Gründe vernichten und die auf die thörichtsten Meinungen hin geglaubten gutheißen, sich aneignen? Nicht will ich der weisen Männer Aussprüche zu Hülfe rufen, welche das Lachen nicht verhalten können, hören sie von dem den unsterblichen Göttern beigelegten Geschlechtsunterschied; sondern ich frage jedweden Menschen, ob er selber bei sich glaubt, sich selbst bereden mag, der Götter Geschlecht sey ein unterschiedenes; dieselben seyen männlich und weiblich und mit den zur Zeugung erforderlichen Gliedern versehen. Aber, wenn das Recht der Opfer vorschreibt, daß dem Geschlechte das gleiche Geschlecht, d. h. den weiblichen Gottheiten weibliche Thiere, den männlichen männliche geopfert werden sollen: was für ein Grund findet dann bei den Farben statt, daß billiger Weise diesen weiße, jenen dunkelfarbige und ganz schwarze Thiere geschlachtet werden? Man erwiedert, weil allen oberen und so glücklicher Vorzeichen mächtigen Göttern die fröhliche Farbe, glücklich durch des Lichtglanz Heiterkeit, angenehm ist. Dagegen den ungünstigen und die Unterwelt bewohnenden Göttern die bunte und traurig schwarze Farbe beliebter ist. Behält jedoch abermals die Vernunft das Recht, daß der Name der Unterwelt gänzlich nichtig und hohl, auch unter S. 191 der Erde keinerlei Reich und Aufenthalt Pluto's sey; so muß dieß auch diese Meinung vernichten, welche ihr über die dunkelfarbigen Thiere und über die unterirdischen Götter hegt. Ist aber keine Unterwelt vorhanden, dann sind auch die Götter der Manen nothwendig nichtig, denn wie kann geschehen, daß man annehme, es gäbe Bewohner eines solchen Ortes, welcher nicht vorhanden ist.
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