Nr. 31
Eine gewisse Mitte und der Seele doppelte und zweifache Natur hat der Philosophie Raum gegeben und veranlaßt, weßhalb man sie begehrte, so lange nämlich dieser sich wegen der genehmigten Uebelthaten fürchtet, jener, begeht er seine Verruchtheit, gute Hoffnung faßt und der Pflicht wie Gerechtigkeit gemäß sein Leben vollbringt. Daher kommt es, daß zwischen den Gelehrten und mit auszeichnetem Scharfsinn begabten Männern über der Seelen Qualität Streit herrscht, so daß die Einen sagen, sie seyen sterblicher Natur und könnten keine göttliche Substanz haben; die Anderen aber, sie seyen fortdauernd und könnten nicht in die sterbliche Natur ausarten. Weil dieß durch das Gesetz der Mitte bewirkt wird, deßhalb stehen sowohl diesen Beweise zu, welchen zufolge dieselben leidensfähig und vergänglich erkannt werden, als auch jenen S. 73 Gegengründe, welche dieselben als göttlich und unsterblich darthun, nicht ermangeln.
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