Erster Artikel. Die Gotteslästerung ist im Gegensatze zum Bekenntnisse des Glaubens«
a) Dagegen spricht: I. Gott lästern heißt eine Schmähung oder einen Schimpf anthun dem Schöpfer.Das gehört aber mehr zum Übelwollen gegen Gott wie zum Unglauben. II. Zu Ephes. 4. (Blasphemia tollatur a vobis) sagt die Glosse: „Das Lästern richtet sich gegen Gott oder gegen die Heiligen.“ Das Bekenntnis des Glaubens aber betrifft nur das, was auf Gott sich bezieht. III. Drei Gattungen von Lästerung werden unterschieden: 1. wenn Gott zugeteilt wird, was Ihm nicht zukommt; 2. wenn von Ihm entfernt wird, was Ihm zukommt; 3. wenn der Kreatur zugeeignet wird, was Gott zugehört. Also richtet sich die Lästerung auch gegen die Kreaturen, während der Glaube nur auf Gott geht. Auf der anderen Seite sagt Paulus (1. Tim. 1.): „Gotteslästerer bin ich gewesen und Verfolger;“ und fügt dann hinzu: „In Unkenntnis that ich es, im Unglauben.“
b) Ich antworte, der Ausdruck Gotteslästerung schließe das Absehen von einem hervorragenden Grade der Güte zumal der göttlichen in sich ein. Gott aber ist das Wesen der Güte. Was also Gott zukommt, das gehört seiner Güte an; und was nicht Ihm zugehört, das ist weit entfernt von dem vollkommenen Wesen seiner Güte, die sein eigenes Wesen ist. Wer also Gott etwas zuschreibt, was Ihm nicht zugehört; oder Ihm etwas nicht zuschreibt, was Ihm zugehört, der thut dies zum Nachteile der göttlichen Güte und sieht von dieser ab. Das kann nun geschehen entweder gemäß einer Meinung in der Vernunft allein, oder verbunden sein mit dem Abscheu des Willens. Ein solches Absehen von der Güte Gottes und Benachteiligung derselben also ist entweder gemäß der Vernunft allein oder es ist auch im Willen. Das Erstere ist Gotteslästerung im Herzen; das Zweite, wenn es durch die Rede sich ausspncht, Gotteslästerung des Mundes. Danach ist die Gotteslästerung entgegengesetzt dem Bekenntnisse des Glaubens.
c) I. Wer Gott schmäht, beleidigt die göttliche Güte. Er hat nicht nur Falsches über Gott in der Vernunft, sondern auch den entsprechenden Abscheu im Willen; was vollendete Gotteslästerung ist. II. Gott wird gelobt in dem, was Er in den Heiligen gethan; und ebenso kann Er in den Heiligen gelästert werden. III. Nach dem da Gesagten können drei Gattungen der Gotteslästerung nicht wohl unterschieden werden. Denn Zuteilen, was Gott nicht gebührt und Nichtzuteilen Gott, was gebührt, kommt auf dieselbe Gattung hinaus. Behaupten das Rechte und das dem entgegengesetzte Falsche verneinen gehört ja zur nämlichen Wissenschaft. (4 Metaph.) Wird aber der Kreatur zugeschrieben was Gott eigen ist, so heißt dies die Kreatur zu Gott machen und somit Gott nicht zuschreiben, was Ihm gebührt.
