Zweiter Artikel. Die Gotteslästerung ist immer Todsünde.
a) Das scheint nicht.Denn: I. Zu Koloss. 3., 8. sagt Ambrosius (Glossa): „Nach dem Größeren verbietet Er das Geringere;“ und dann kommt die Gotteslästerung. Also zählt sie zu den geringeren Sünden. II. Jede Todsünde steht einem der zehn Gebote entgegen, was bei der Gotteslästerung nicht der Fall ist. III. Die Gotteslästerung geschieht zumal sehr oft aus Unüberlegtheit; ist also keine Todsünde. Auf der anderen Seite heißt es Lev. 24.: „Wer den Namen Gottes lästert, soll sterben.“
b) Ich antworte, durch die Todsünde werde die Seele getrennt vom ersten Princip des geistigen Lebens, von der Liebe Gottes. Was also der göttlichen Liebe zuwider ist, das ist seiner „Art“ nach schwere Sünde. Die Gotteslästerung aber sieht ab von der göttlichen Güte, dem Gegenstande der Liebe. Also.
c) I. Jene Glosse will nicht sagen, daß unter dem, was folgt, keine Todsünden wären. Vorher aber war nur von Größerem, von sehr schweren Todsünden die Rede; während nun als Todsünden auch geringere erwähnt werden. II. Da die Gotteslästerung dem Bekenntnisse des Glaubens entgegen ist, so gehört sie zum Unglauben und widerstreitet somit dem ersten Gebote. Oder sie ist gegen das zweite Gebot; denn in höherem Grade führt den Namen Gottes jener vergeblich, der Falsches von Gott behauptet als wer den Namen Gottes ohne Grund ausspricht. III. Aus Unüberlegtheit kann diese Sünde so geschehen: entweder daß jemand nicht darauf acht giebt, das sei Gotteslästerung; was geschieht, wenn jemand aus einer plötzlich erstehenden starken leidenschaftlichen Bewegung in gotteslästerische Reden ausbricht, deren Bedeutung er nicht erwägt; dann ist das eine läßliche Sünde; — oder in der Weise, daß er wohl merkt, damit, was er sage, lästere er Gott; dann ist das Todsünde; wie auch jener schwer sündigt, der aus schwerem Zorne einen neben ihm Sitzenden erschlägt.
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