Erster Artikel. Der Besitz von äußeren Gütern ist für den Menschen naturgemäß.,
a) Dagegen spricht: I. Keiner soll für sich in Anspruch nehmen, was Gott eigen ist. Die Herrschaft über alle Kreaturen aber ist Gott eigen, nach Ps. 23.: „Dem Herrn gehört die Erde etc.“ Also darf von Natur aus der Mensch keine äußeren Güter besitzen. II. Bafilius erklärt zu Luk. 12. (Congregabo omnia): „Sage mir, was ist denn dies, das Deine? Wo hast du es hergenommen, daß du es für dein ganzes Leben beanspruchst?“ Was aber der Mensch von Natur besitzt, kann er als das Seinige bezeichnen. III. Ambrosius schreibt (1. de Trin. seu de fide ad Grat. cap. 1.) : „Der Ausdruck Herr bezeichnet die Macht.“ Der Mensch aber hat keine Macht über die äußeren Dinge; denn die Natur keines derselben kann er umändern. Auf der anderen Seite heißt es Ps. 8.: „Alles hast du ihm zu Füßen gelegt,“ nämlich dem Menschen.
b) Ich antworte, die Natur der äußeren Dinge stehe nicht unter der Macht des Menschen, sondern ausschließlich unter der Gottes; — wohl aber übt rücksichtlich des Gebrauches der äußeren Dinge der Mensch über dieselben Herrschaft aus; denn kraft seiner Vernunft und seines freien Willens kann er sich deren zu seinem Nutzen bedienen, da immer das Unvollkommene wegen des Vollkommenen da ist. Und daraus beweist Aristoteles, daß der Mensch äußere Dinge von Natur aus besitze. Diese natürliche Herrschaft nun des Menschen über die übrigen sichtbaren Kreaturen, die dem Menschen zukommt, weil er Vernunft hat, in der das Bild Gottes besteht, ist Gen. 1, 26. ausgedrückt in den Worten: „Wir wollen den Menschen machen nach unserem Bilde, damit er herrsche über die Fische etc.“
c) I. Gott, als der Herr aller Kreatur, hat gemäß seiner Vorsehung einige Dinge zum Gebrauche und zum Unterhalte des Menschen bestimmt; und auf Grund dessen hat der Mensch eine natürliche Herrschaft über die Dinge rücksichtlich der Befugnis, sich deren zu bedienen. II. Jener Reiche im Evangelium meinte, seine Güter seien in erster Linie sein Eigen, er hätte sie nicht von Gott. III. Über die Naturen der Dinge herrscht Gott allein.
