Erster Artikel. Die Anbetung ist ein Akt der Gottesverehrung.
a) Dem steht entgegen: I. Der mit der Gottesverehrung verbundene Kult gebührt nur Gott. Von der Anbetung aber wird gelesen (Gen. 18.), daß Abraham Engel anbetete; und ebenso Nathan, als er zum Könige David eintrat, betete an nach 3. Kön. 1. II. Der Kult der Gottesverehrung gebührt Gott, soweit wir in Ihm beseligt werden, nach Augustin. (10. de civ. Dei. 1.) Die Anbetung gebührt Ihm aber auf Grund seiner Majestät. III. Der eine einige Kult der Gottesverehrung wird den drei Personen geschuldet. Nicht aber mit einer einzigen Anbetung beten wir die drei göttlichen Personen an, sondern bei Anrufung einer jeden beugen wir das Knie. Also ist die Anbetung kein Akt der Gottesverehrung. Auf der anderen Seite heißt es Matth. 4.: „Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und Ihm allein dienen.“
b) Ich antworte, die Anbetung diene der Hochachtung dessen, der angebetet wird. Offenbar aber ist es der Gottesverehrung eigen, Gott Hochachtung zu erzeigen. Also.
c) I. Die Anbetung gebührt Gott wegen seiner hohen Vollkommenheiten, die jedoch einigen Kreaturen mitgeteilt werden; wenn auch nicht in gleichem Grade, sondern gemäß einer gewissen Teilnahme daran. Deshalb verehren wir Gott mit einer anderen Art Verehrung wie die hervorragenden Kreaturen. Die erstere nennen wir „Anbetung“ (latria), die andere bezeichnen wir als eine gewisse Verehrung, wie sie Dienern Gottes gebührt (dulia, von δοῦλος, Diener). Deshalb sagt Augustin (10. de civ. Dei 4.): „Vieles vom Kulte Gottes wird in Anspruch genommen, um Menschen zu ehren; sei es aus allzu großer Demut oder aus verderblicher Schmeichelei; so immer aber, daß diese Menschen als Menschen geehrt und geachtet werden und wenn viel hinzutritt, werden sie angebetet. Wer aber hat je geglaubt, man müsse einem anderen opfern außer jenem, den er als Gott anerkannt oder als solchen vorausgesetzt oder sich eingebildet hat.“ Gemäß der Verehrung und Achtung also, welche hervorragenden Kreaturen gewidmet wird, hat Nathan David „angebetet“. Aber gemäß der Verehrung, welche Gott allein gebührt, wollte Mardochäus nicht den Aman „anbeten“; denn „er fürchtete“ nach Esther 3. und 13., „die Ehre, welche Gott allein gebührt, Menschen zu erzeigen.“ Und ähnlich die Verehrung, welche hervorragenden Kreaturen gebührt, erwies Abraham den Engeln; ebenso Josue, nach Josue 5,; — obgleich man auch sagen kann, sie beteten Gott an, der im Engel erschien und sprach. Soweit aber „Anbetung“ eine Ehre besagen will, die Gott allein gebührt, erhielt Johannes das Verbot, einen Engel anzubeten, nach der Apokalypse (c. ult.), damit dadurch die Gelegenheit der Götzendienern abgeschnitten würde, wie es da heißt: „Bete Gott an.“ II. Unter der Majestät Gottes wird jede Vollkommenheit verstanden; also auch jene, kraft deren Gott als höchstes Gut unsere Seligkeit ist. III. Nur eine Anbetung gebührt den drei Personen, wie Abraham zeigt, der (Gen. 17.) drei Männer sah, die ihm erschienen, und Einen anbetete und sprach: „Herr, wenn ich Gnade fand.“ Die drei Kniebeugungen drücken aus, es gebe drei Personen; nicht aber, daß eine Verschiedenheit bestehe in der Anbetung.
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