Erster Artikel. Der Name „heiliger Geist“ ist eigen der dritten Person in Gott.
a) Dagegen spricht: I. Dieser Name ist gemeinsam allen drei Personen. Denn Alarms (8. de Trin.) zeigt, daß mit dem Namen „heiliger Geist“ zuweilen der Vater bezeichnet werde; wie Isai. 61,1.: „Der Geist des Herrn kam über mich;“ — zuweilen der Sohn, wie Matth. 12, 28.: „Im Geiste Gottes treibe ich die Teufel aus,“ womit der Herr bezeichnete, daß Er kraft seiner göttlichen Natur die Teufel austreibe; — zuweilen der heilige Geist, wie Joël 2, 28.: „Ausgießen werde ich von meinem Geiste über alles Fleisch.“ Also ist dieser Name nicht einer besonderen Person eigen. II. Die Namen der göttlichen Personen drücken eine Beziehung aus; was bei diesem Namen nicht der Fall ist. III. Der Name „Sohn“ ist nicht anwendbar auf den Sohn dieser oder jener anderen einzelnen Person; eben weil er der Eigenname einer Person in Gott ist. Vom „Geiste“ aber wird gesagt (num. 11,16.): „Der Herr sprach zu Moses: Von deinem Geiste werde ich nehmen und ihnen geben;“ und 4. Reg. 2, 15.: „Es ruhte der Geist des Elias auf Elisäus.“ Also scheint der Name „heiliger Geist“ nicht einer besonderen Person zuzukommen. Auf der anderen Seite sagt Johannes (I. ult. 7.): „Drei sind, die Zeugnis geben im Himmel: der Vater, das Wort und der heilige Geist.“ Augustinus aber schreibt (7. de Trin. 4.): „Wenn gefragt wird: Was sind das für drei, so antworten wir: drei Personen.“ Also „heiliger Geist“ ist der Name für eine Person in Gott.
b) Ich antworte, es sind wohl zwei Arten von Ausgehen in Gott; Die eine aber von ihnen, die nämlich nach Weise der Liebe, hat keinen eigenen bestimmten Namen. (Kap. 27, Art. 4, ad III.) Deshalb sind auch die Relationen, welche gemäß diesem Ausgehen bestehen, ohne eigentlichen Namen. And somit hat auch die dementsprechende Person keinen wahren Eigennamen. Aber sowie einzelne Namen angepaßt worden, nicht kraft der inneren Natur ihrer Bedeutung, sondern nach allgemeinem Gebrauche, um die vorbesagten Relationen zu bezeichnen; wie wir demgemäß sie mit den Namen „Ausgehen“, „Hauchen“ ausdrücken, die allerdings nach der Natur ihrer Bedeutung mehr die Thätigkeit der betreffenden Person ausdrücken als die wirkliche Relation; so ist jener Person, welche gemäß der Weise der Liebe ausgeht, durch die Gewohnheit der Schrift dieser Name „heiliger Geist“ beigelegt worden. Und daß diese Anpassung eine geeignete ist, erhellt aus zwei Momenten: 1. Was in der Bezeichnung „heiliger Geist“ liegt, das ist gemeinsam den zwei anderen Personen. Denn so sagt Augustin (15. de Trin. c. 17.): „Weil der heilige Geist gemeinsam ist dem Vater und dem Sohne; wird von Ihm jener Name als eigener ausgesagt, der das dem Vater und Sohne Gemeinsame bezeichnet. Denn der Vater ist Geist und der Sohn ist Geist; und wiederum: Der Vater ist heilig und der Sohn ist heilig.“ C. 2. Die eigene Bedeutung des Namens giebt Anlaß zu der Anpassung. Denn „Geist“ will in den stofflichen Dingen einen gewissen Antrieb und eine gewisse bewegende Kraft besagen. Den Wind und den wehenden Hauch nennen wir z. B. Geist. Das ist aber eigen der Liebe, daß sie treibt und bewegt den Willen des Liebenden zum geliebten Gegenstande hin. „Heiligkeit“ wird den Dingen zugeteilt, welche zu Gott hingeordnet sind. Da also die dritte Person nach Weise der Liebe ausgeht, wodurch Gott geliebt wird, ist ihr ganz zukömmlicher Name: heiliger Geist. CI.
c) I. Wenn „Geist“ und „heilig“ jedes für sich genommen wird, so ist jedes für sich der ganzen Dreieinigkeit eigen. Denn „Geist“ nennen wir Gott wegen der vollen Stofflosigleit seiner Substanz. Der im Stoffe waltende und an denselben gebundene Geist ist nämlich unsichtbar und hat wenig von der Natur des Stoffes, wonach wir allen unsichtbaren und stofflosen Substanzen diesen Namen geben. „Heilig“ aber wird Gott genannt wegen der Reinheit seiner Güte. Wird aber dieses zusammen genommen als „heiliger Geist“, so ist aus dem Gebrauche der Kirche dieser Name zur Bezeichnung der dritten Person in Gott angepaßt. II. Der Name „heiliger Geist“ schließt allerdings kraft der Natur seiner Bedeutung keine Relation ein. Er wird aber dem Gebrauche zufolge für die Relation gesetzt, durch welche die dritte Person von den anderen unterschieden wird. Es könnte jedoch im Worte „Geist“ eine Relation gefunden werden, indem der Geist immer jemandes Geist ist, von jemandem ausgeht. CV. III. Unter dem Namen „Sohn“ wird nur jene Beziehung verstanden, die da besteht vom Princip zum Princip. Unter dem Namen „Vater“ aber wird jene Beziehung verstanden, welche im Princip ist; und ebenso wird unter dem Namen „Geist“ die Relation des Princips verstanden, insoweit darin eine bewegende Kraft liegt. Keiner Kreatur nun kommt es zu, Princip zu sein rücksichtlich irgend welcher göttlichen Person; wohl aber sind die göttlichen Personen Princip der Kreatur. Und deshalb kann gesagt werden: Unser Vater; und: Unser Geist; nicht aber: Unser Sohn.
