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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 172

Dritter Artikel. Keine natürliche Anlage ist zur Prophetengabe erforderlich.

a) Dem steht entgegen Folgendes: I. Hieronymus schreibt zu Amos 12. (Dominus de Sione rugiet): „Es
ist natürlich allen, welche die eine Sache mit der anderen vergleichen, ihren
Vergleich dem zu entnehmen, was ihrer Erfahrung geläufig ist; so z. B. vergleichen die Schiffer ihre Feinde den Winden, ihren Schaden einem Schiffbruche. So auch vergleicht Amos, der ein Hirt war, die Furcht Gottes dem Brüllen des Löwen.“ Also paßt sich die Prophetie den natürlichen Verhältnissen an. II. Der Mangel an natürlicher Anlage hindert das Erlangen der natürlichen Wissenschaft. Also um so mehr ist er ein Hindernis für die prophetische Kenntnis, die weit höher steht. III. Der Mangel an natürlicher Anlage hindert mehr wie ein hinzutretender Mangel an etwas Nebensächlichem oder eines äußeren Umstandes. Nun schreibt aber Hieronymus (sup. Matth. oder ep. 11.): „Zur Zeit, wo das eheliche Zusammenleben stattfindet, wird die Gegenwart des heiligen Geistes nicht verliehen werden; mag es auch ein Prophet sein, welcher der Aufgabe des Zeugens obliegt.“ Also um so mehr ist ein Hindernis der in der Natur selbst liegende Mangel an natürlicher Anlage. Auf der anderen Seite sagt Gregor (hom. in Pent. 30.): „Es erfüllt der heilige Geist den die Zither spielenden Knaben und macht daraus einen Psalmensänger; Er erfüllt den Hirten, der hinter der Herde hergeht und macht daraus einen Propheten.“ Also ist keine natürliche Anlage erfordert, sondern: „Dies Alles wirkt der eine selbe Geist, zuteilend einem jeden wie Er will.“

b) Ich antworte, Prophetie wolle sagen: Offenbarung von feiten Gottes. Vorherwissen auf Grund natürlicher Ursachen ist keine eigentliche Prophetie. Wie aber Gott als allgemeine Ursache im Wirken keinerlei Stoff oder stoffliche Vorbereitung voraussetzt, sondern zugleich den Stoff und dessen gebührende Verfassung und die Wesensform herrichten kann; fo bedarf Gott auch rücksichtlich seiner geistigen Erleuchtungen keinerlei Vorbedingung von feiten des Menschen. Vielmehr kann Er zugleich die Seele schaffen, sie zur Prophetie vorbereiten und ihr bei der Erschaffung, ebenso zugleich, prophetisches Licht einflößen.

c) I. Das ist gleichgültig für das prophetische Licht, mit was für Figuren die geistige Wahrheit ausgedrückt wird. II. Die Erforschung, welche der Wissenschaft eigen ist, gründet sich auf
eine natürliche Ursache; die Natur aber kann nicht wirken, wenn der Stoff oder
das Vermögen nicht gehörig vorbereitet ist. Das gilt jedoch nicht von Gott. III. Eine natürliche Verfassung könnte die Erhebung zu prophetischem
Lichte hindern, wie wenn z. B. jemand ganz und gar sinnlos wäre. Und
so wird die prophetische Erleuchtung auch gehindert durch eine heftige Leidenschaft, sei es die Begierlichkeit fei es der Zorn oder sonst eine Leidenschaft.
Doch solche Verfassung wird entfernt durch die göttliche Kraft, welche die
Ursache des prophetischen Lichtes ist.

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