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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 52

Zweiter Artikel. Zur Hölle der verdammten stieg Christus nicht hinab.

a) Das Gegenteil scheint wahr zu sein. Denn: I. Ekkli. 24. heißt es aus dem Munde der ewigen Weisheit: „Ich
werde durchdringen durch alle tieferen Teile der Erde.“ Dazu gehört aber
auch die Hölle der verdammten, nach Ps. 62.: „Sie werden eintreten in
die tieferen Teile der Erde.“ II. Act. 3. sagt Petrus: „Gott hat Christum von den toten erweckt,
nachdem die Schmerzen der Hölle gelöst waren, wie es ja unmöglich war, daß
Er konnte dadurch festgehalten werden.“ In der Vorhölle aber litten die
Vorväter keine Schmerzen; sondern hatten nur wegen der Erbsünde die
Strafe des Verlustes (der seligen Anschauung). Also war Christus in der
Hölle der verdammten oder im Fegfeuer. III. 1. Petr. 3. heißt es: „Christus hat denen, die im Kerker eingeschlossen waren, gepredigt, im Geiste dahin kommend, die da einstmals
ungläubig waren.“ Das war nach Athanasius, als Christus in die Hölle
hinabstieg (ad Epictet.). Die ungläubigen aber sind in der Hölle. IV. Augustin sagt (ad Evodium ep. 164.): „Wenn Christus nach
der Schrift nur bis zum Schoße Abrahams gekommen wäre und wenn
sie nicht nennte die Hölle und deren Schmerzen; so wäre ich sehr erstaunt, wenn jemand behauptet hätte, Er sei zur Hölle hinabgestiegen.
Weil aber ganz ausdrückliche Zeugnisse die Hölle erwähnen und deren
Schmerzen, so tritt die Frage entgegen, warum Christus in die Hölle
hinabgestiegen sei; — doch nur, um von diesen Schmerzen zu befreien.“
Der Ort der Schmerzen aber ist die Hölle der verdammten. Also stieg
Christus dahin hinab. V. Augustin sagt (de resur. serm. 2.): „Christus stieg in die Hölle
hinab und befreite alle gerechten, die durch die Erbsünde da festgehaltenwurden.“ Unter diesen war aber auch Job, der von sich sagt (17, 16.): „In die tiefste Hölle wird all das Meinige hinabsteigen.“ Auf der anderen Seite heißt es bei Job 10.: „Bevor ich dahingehe und nicht zurückkehre; zum finsteren Lande, das bedeckt ist mit dem Dunkel des Todes, wo keine Ordnung, sondern ewiger Schrecken wohnt.“ Keine Gemeinschaft aber ist dem Lichte mit der Finsternis, nach 2. Kor. 6. Also stieg Christus, der das Licht ist, nicht hinab zur Hölle der verdammten.

b) Ich antworte; es könne etwas irgendwo sein: 1. Durch das davon Gewirkte; und so stieg Christus in alle Teile der Hölle hinab, aber nicht in gleicher Weise. Denn die Wirkung von seinem Hinabsteigen in die Hölle der verdammten war, daß Er diese beschämte wegen ihres Unglaubens und ihrer Bosheit; die Wirkung im Fegfeuer war, daß Er in ihnen die Hoffnung auf Befreiung und auf die Herrlichkeit belebte; den heiligen Vorvätern flößte Er ein das Licht der ewigen Herrlichkeit. Es ist dann 2. etwas an einem Orte gemäß seinem Wesen; und so stieg Christus bloß hinab in die Vorhölle, wo die gerechten waren, damit Er diese, die Er als Gott heimsuchte mit der Gnade im Innern, auch gemäß seiner Seele heimsuche mit Rücksicht auf den Ort. So war Er an einem einzigen Orte der Hölle, aber seine Wirkung erstreckte sich auf alle Teile der Hölle; wie Er an einem einzigen Orte litt und die Wirkung des Leidens sich erstreckte auf alle Teile der Welt.

c) I. Die Wirkung des Hinabsteigens erstreckte sich auf alle; nur die gerechten aber erleuchtete Er, so daß da, Ekkli. 24., folgt: „Und ich werde erleuchten, die auf Gott hoffen.“ II. Der eine Schmerz ist das Leiden der durch die persönliche, aktuelle
Sünde verdienten Strafe, nach Ps. 17.: „Die Schmerzen haben mich umgeben.“ Der andere entsteht über die Verschiebung der gehofften Herrlichkeit, nach Prov. 13.: „Die aufgeschobene Hoffnung betrübt die Seele.“
Diesen letzteren Schmerz litten auch die heiligen Vorväter, wonach Augustin
(I. c.) sagt, „sie beten unter Thränen und Beschwören zu Christo.“ Beide
Arten von Schmerzen löste Christus: die einen, indem Er vor ihnen bewahrte, wie der Arzt von einer Krankheit befreit, welche er durch seine
Medizin verhütet; — und die anderen, indem Er die Herrlichkeit thatsächlich verlieh. III. Manche beziehen diese Stelle auf das Hinabsteigen Christi in die
Hölle, so daß sie das „im Geiste“ (spiritu) auf die Seele Christi richten.
Danach sagt Damascenus (3. de orth. fide 19.): „Wie Christus denen
auf der Erde das Evangelium verkündete, so predigte Er auch denen in der
Hölle; nicht zwar um die ungläubigen zu bekehren, aber um sie zu beschämen.“ Dieses Predigen ist nichts Anderes als das Offenbarwerden des
Glanzes seiner Gottheit in der Wirkung auf die verdammten. Die Erklärung Augustins aber ist besser (ad Evodium). Er bezieht die Stelle auf das Wirken der Gottheit von Anfang der Welt an, so daß der Sinn dieser ist: „Denen, die im Kerker eingeschlossen waren,“ d. h. da sie in der Welt lebten im sterblichen Leibe, der wie ein Kerker für die Seele ist, „predigte Er mit dem Geiste seiner Gottheit kommend“ d. h. durch innere Anmutungen und durch äußere Ermahnungen vermittelst der gerechten; „die da ungläubig waren,“ wie z. B. dem Noe, der da predigte, „daß er auf die Geduld Gottes warte,“ durch welche die Strafe der Sündflut aufgeschoben wurde; weshalb folgt: „in den Tagen des Noe, als die Arche gebaut wurde.“ IV. „Der Busen Abrahams“ war frei von sinnlich wahrnehmbaren Strafen; und danach stellt er die Ruhe vor, so daß ihm danach der Name
„Hölle“ nicht zukommt; — er war nicht frei vom Mangel der seligen
Anschauung; und so hat er den Namen „Hölle“ und kommt ihm der
Schmerz zu. V. Nach Gregor (13. moral. ult.) nennt Job die tiefste Hölle die
höheren Teile derselben. „Denn mit Rücksicht auf den Himmel ist diese
düstere Luft hier schon „tief“; mit Rücksicht auf die oberen Luftschichten ist
die Erde „tief“; und so sind die höheren Teile der wahren Hölle überaus
tief mit Rücksicht auf die Oberfläche der Erde, die Luft, den Himmel.“

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