• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 62

Zweiter Artikel. Die sakramentale Gnade fügt etwas hinzu zur Gnade der Tugenden und Gaben.

а) Dies wird geleugnet. Denn: I. Durch die Gaben und Tugenden wird die Seele dem Wesen und den Vermögen nach hinreichend vollendet. Dies aber ist der Zweck der Gnade. II. Die Mängel der Seele werden durch die Sünden verursacht. Alle Sünden aber werden hinreichend ausgeschlossen durch die Gnade der Gaben und Tugenden; da keine Sünde es giebt, die nicht einer Tugend entgegenstünde. Also kann die sakramentale Gnade, die den Zweck hat, die Mängel der Seele zu haben, nichts hinzufügen zur Gnade der Tugenden und Gaben. III. Alles Abziehen oder Hinzufügen in den Formen (oder Wesenheiten) ändert den Wesenscharakter, nach 8 Metaph. Fügt also die sakramentale Gnade etwas zur Gnade der Tugenden und Gaben hinzu, so ist da bloß der Name gemeinsam und nicht mehr der Wesenscharakter. Es wird somit, wenn gesagt wird, die Sakramente verursachen Gnade, nichts Bestimmtes, Faßbares ausgedrückt. Auf der anderen Seite wären die Sakramente, wenn die von ihnen gewirkte Gnade nichts hinzufügte zur Gnade der Gaben und Tugenden, vergeblich vorhanden; was bei den Werken Gottes nicht der Fall sein kann.

b) Ich antworte, die Gnade an sich betrachtet vollende das Wesen der Seele, insoweit diese Anteil nimmt an der Ähnlichkeit mit dem göttlichen Sein. Und wie von diesem Wesen der Seele die Vermögen ausfließen; so gehen von der Gnade in die Vermögen der Seele aus vollendende Kräfte, welche Gaben oder Tugenden genannt werden, wodurch diese Vermögen vervollkommnet werden mit Rücksicht auf deren Thätigkeit. Die Sakramente aber haben einige besondere Wirkungen, die im christlichen Leben nötig sind; wie die Taufe als Wirkung hat die geistige Wiedergeburt, wodurch der Mensch den Lastern abstirbt und ein Glied Christi wird; und diese Wirkung ist etwas ganz Besonderes, welche absieht von den Thätigkeiten der Seelenvermögen. Dasselbe ist entsprechend bei den anderen Sakramenten der Fall. Wie also die Tugenden und Gaben zur gemeinhin so genannten Gnade hinzufügen eine gewisse Vollendung mit bestimmter Rücksicht auf die den Vermögen eigenen Thätigkeiten; so fügt die sakramentale Gnade hinzu zur gemeinhin so genannten Gnade und zu den Tugenden und Gaben einen gewissen göttlichen Beistand, um den besonderen Zweck, die besondere Wirkung des einzelnen betreffenden Sakramentes zu erreichen.

c) I. Die Gnade der Tugenden und Gaben vollendet genügend das Wesen und die Vermögen der Seele; aber die sakramentale Gnade vollendet mit Rücksicht auf einzelne besondere Wirkungen, welche im christlichen Leben notwendig sind. II. Durch die Tugenden und Gaben werden genügend ausgeschlossen die Sünden für die dementsprechend thatsächlich bestehende Zeit und für die Zukunft. Aber die vergangenen Sünden, die dem Akte nach vorübergehen und der Schuld nach bleiben, finden ihr Heilmittel im besonderen in den Sakramenten. III. Der Charakter der sakramentalen Gnade verhält sich zur gemeinhin so genannten Gnade wie die Gattung zur „Art“. Wie also nicht nur der Name gemeinsam ist, sondern auch das innere Wesen (mit Rücksicht auf die „Art“) zwischen dem gemeinhin so genannten sinnbegabten Wesen und dem Menschen; so auch ist nicht einzig der Name der nämliche von der Gnade überhaupt und von der sakramentalen Gnade.

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Editions of this Work
Summa theologiae Compare
Translations of this Work
Summe der Theologie

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy