Sechster Artikel. Die Taufe im Namen Christi.
a) Es darf im Namen Christi getauft werden. Denn: I. 4.Act. 8, 12. heißt es, daß „im Namen Christi getauft wurden Männer und Frauen.“ Es giebt aber, nach Ephes. 4., wie nur einen Glauben so auch nur eine Taufe. II. Ambrosius fügt (1. de Spir. s. 3.): „Nennst du Christum, so nennst du den Vater, von dem Er gesalbt worden; den Sohn, der gesalbt worden; und den heiligen Geist, durch den Er gesalbt worden.“ Also ist es dasselbe im Namen des dreieinigen Gottes taufen und im Namen Christi taufen. III. Nikolaus I. schreibt den Bulgaren (cap. 104.): „Wer im Namen der heiligen Dreieinigkeit oder auch nur im Namen Christi getauft ist, wie in den Act. Apost. gelesen wird (denn das Nämliche ist dies, sagt Ambrosius); der darf nicht wiedergetauft werden.“ Also kann die Taufe gespendet werden unter der Form: „Ich taufe dich im Namen Christi.“ Auf der anderen Seite schreibt Gelasius l. dem Gaudentius (cap. si revera): „Wenn jene, die in den deiner Liebe benachbarten Gegenden wohnen, bekennen, daß sie nur im Namen Christi getauft sind; so wirst Du sie, ohne auf den Zweifel irgend jemandes Rücksicht zu nehmen, wenn sie den katholischen Glauben annehmen wollen, taufen im Namen der heiligen Dreieinigkeit.“ Und Didymus erklärt (2. de Spir. s.): „Und wenn jemand ein Herz wie von Stein hat, damit ich so sage, der da versucht anders zu taufen wie unter den drei vorbesagten Namen, so daß er etwa einen derselben ausläßt; — der spendet nicht in gültiger Weise das Sakrament der Taufe.“
b) Ich antworte; die Sakramente haben all ihre Wirksamkeit von der Einsetzung Christi. Wird also etwas von dem ausgelassen, was Christus mit Rücksicht auf ein Sakrament bestimmt hat; so verliert das Ganze seine wirksame Kraft. Christus nun hat die Taufe so eingerichtet, daß sie gespendet werde unter Anrufung der Dreieinigkeit. Was also bei dieser Anrufung zur Vollständigkeit fehlt, das nimmt der Taufe ihre Gültigkeit. Dem steht nicht entgegen, daß bei der Anrufung der einen Person die zwei anderen mitverstanden werden oder daß jener, der nur eine Person anruft, den rechten Glauben hat rücksichtlich der drei Personen. Denn wie zu jedem Sakramente erfordert wird die sinnlich wahrnehmbare Materie, so auch diehörbare Form. Nicht also genügt das vernünftige Verständnis oder der Glaube rückstchtlich der Dreieinigkeit, damit das Sakrament vollendet und demnach gültig sei; sondern mit ausdrücklichen Worten müssen die drei Personen genannt werden. Deshalb war auch in der Taufe Christi, dem Quell der Heiligung unserer Taufe, gegenwärtig die Dreieinigkeit in drei sinnlich wahrnehmbaren Zeichen: der Vater in der Stimme, der Sohn in der menschlichen Natur, der heilige Geist in der Taube.
c) I. Infolge einer besonderen Mitteilung Christi tauften die Apostel in der ersten Zeit der Kirche „im Namen Christi“; damit der den Heiden und Juden verhaßte Namen Christi dadurch ehrwürdig werde, daß unter seiner Anrufung der heilige Geist gegeben würde in der Taufe. II. Ambrosius giebt nur den Grund an, warum zukömmlicherweise ein solcher Gebrauch in der Urkirche bestehen konnte; weil nämlich im Namen Christi die ganze Dreieinigkeit mitverstanden wird. Und sonach ward mindestens dem vernünftigen Verständnisse nach die Vollständigkeit der Form gewahrt, die Christus im Evangelium gelehrt hatte. III. Nikolaus I. bekräftigt seinen Ausspruch aus den zwei angeführten Stellen; seine Antwort also ist klar aus dem zu I. und II. Gesagten.
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