Zwölfter Artikel. Unter diesen drei Taufen sreht die Bluttaufe an der Spitze.
a) Das scheint nicht. Denn: I. Die Wassertaufe prägt einen sakramentalen Charakter ein, was die Bluttaufe nicht thut. II. Die Bluttaufe gilt nichts ohne die Begierdetaufe, nach 1. Kor. 13.:„Wenn ich meinen Leib dahingehe, so daß er brenne, habe aber die Liebe nicht; so nützt mir dies nichts.“ Die Begierdetaufe aber gilt ohne die Bluttaufe; denn nicht die Märtyrer allein werden selig. III. Die Wassertaufe hat ihre wirksame Kraft vom Leiden Christi, dem die Bluttaufe entspricht; das Leiden Christi aber hat seine wirksame Kraft vom heiligen Geiste, nach Hebr. 9.: „Das Blut Christi, der durch den heiligen Geist Sich selbst dargebracht hat für uns, wird unser Gewissen reinigen von toten Werken.“ Also steht die Begierdetaufe höher wie die Bluttaufe. Auf der anderen Seite schreibt Augustin an Fortunatus (de eccl. dogm. c. 76.): „Der getaufte bekennt seinen Glauben vor dem Priester, der Märtyrer vor dem Verfolger; jener wird nach dem Bekenntnisse mit Wasser besprengt, dieser mit Blut; jener empfängt den heiligen Geist infolge der Auflegung der Hände des Hohenpriesters, dieser wird Tempel des heiligen Geistes.“
b) Ich antworte, das Vergießen des eigenen Blutes für Christum und die innerliche Thätigkeit des heiligen Geistes werden als Taufen bezeichnet, insoweit sie die Wirkung der Wassertaufe hervorbringen. Nun hat diese ihre wirksame Kraft vom Leiden Christi und vom heiligen Geiste. Diese beiden verursachenden Kräfte nun wirken wohl in einer jeden dieser Taufen, jedoch in hervorragendster Weise in der Bluttaufe. Denn das Leiden Christi wirkt in der Wassertaufe dahin, daß eine Ähnlichkeit mit ihm dem Bilde nach entsteht; in der Buß- oder Begzierdetaufe dahin, daß die Liebe hinzukommt; in der Bluttaufe aber bringt es das Leiden Christi dahin, daß dem ganzen Werke nach thatsächlich dasselbe nachgeahmt werde. Ähnlich wirkt der heilige Geist in der Wassertaufe durch eine verborgene Kraft; in der Bußtaufe durch Zerknirschung des Herzens; in der Bluttaufe aber durch die höchste Liebesglut, nach Joh. 15.: „Eine größere Liebe als diese hat keiner, daß er sein Leben dahingebe für seine Freunde.“
c) I. Der Charakter ist zugleich Wirkung oder res und Sakrament. Wir sprechen hier aber von einem Vorrange nur mit Rücksicht auf die Wirkung und nicht mit Rücksicht auf das Sakrament. II. Sein Blut vergießen ohne die heilige Liebe zu haben, ist in keiner Weise eine Taufe. Also schließt die Bluttaufe in sich ein die Begierdetaufe und nicht umgekehrt; somit steht von vornherein die Bluttaufe höher. III. Die Bluttaufe hat den Vorrang nicht nur mit Rücksicht auf das Leiden Christi, sondern auch mit Rücksicht auf den heiligen Geist.
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