Achter Artikel. Die Verpflichtung des Paten, seinen Patling im christlichen Leben zu unterrichten.
a) Eine solche Verpflichtung besteht nicht. Denn: I. Ganz ununterrichtete Personen werden manchmal zugelassen zur Patenschaft, die also nicht leisten können, wozu sie die Mittel nicht in sich haben. II. Der eigene Vater dem Fleische nach kann mit grösserer Leichtigkeit sein Kind unterrichten wie jeder andere. Wäre also dies die Verpflichtung des Paten, so würde man am besten den eigenen Vater als Paten zulassen. Dies ist aber verboten, nach decret. 30. qu. 1. cap. Pervenit. III. Mehrere sind geeigneter, um zu unterrichten wie einer allein. Es würde also im genannten Falle besser sein, mehrere zu Paten zu nehmen. Dies wird aber verboten von Leo dem Grossen: „Nicht mehrere sollen Patenstelle vertreten bei einer Taufe; sondern nur eine Person: sei es ein Mann oder eine Frau“ (c. 101 de cons. dist. 4.). Auf der anderen Seite sagt Augustin (7. serm. in dom. in Albis): „Euch vor allem, Männer wie Frauen, die ihr Patenstelle vertreten habt beim Taufen, erma ne ich, daß ihr euch wohl zu Gemüte führt, wie ihr nun Bürgschaft geleistet habt bei Gott für euere Patlinge.“
b) Ich antworte, nimmt jemand eine Aufgabe an, so müsse er sie erfüllen. Nun will der Pate Erzieher sein des Kindes, bei dem er Patenstelle vertritt. Also liegt ihm, falls die Notwendigkeit drängt, die Verpflichtung ob, für den ihm anvertrauten zu sorgen; wie dies zumal der Fall ist, wenn die gläubigen unter den ungläubigen wohnen. Leben aber ihre Patlinge unter Christen, so sind die Paten mehr entschuldigt; denn sie können voraussetzen, daß die Eltern für die Erziehung ihrer Kinder sorgen werden. Vernehmen sie jedoch das Gegenteil, so sind sie verpflichtet, für das geistige Wohl ihrer Patenkinder nach Kräften Sorge zu tragen.
c) I. Wo die Notwendigkeit erscheint, müsste man einen unterrichteten Menschen zum Paten nehmen. Wo aber wie jetzt die Kinder unter Katholiken leben, werden beliebige Personen dafür genommen; denn, was zum Glauben und christlichen Leben gehört, wird öffentlich bekannt gemacht. Jedoch ist im Konzil von Mainz (cap. In bapt. de cons. dist. 6.) erklärt, daß, wenn auch ein ungetaufter im Notfalle taufen, trotzdem ein ungetaufter nicht Pate sein kann; denn die Person des taufenden ist notwendig mit dem Sakramente verbunden, nicht aber die des Paten. II. Wie die geistige Wiedergeburt verschieden ist von der leiblichen Geburt, so muss auch da eine andere Erziehung sein, nach Hebr. 12.: „Wir hatten zu Erziehern die Väter unseres Fleisches und verehrten sie; wie werden wir jetzt nicht um so mehr gehorchen dem Vater der Geister?“ Also der geistige Vater muss ein anderer sein wie der leibliche; es müsste denn die Notwendigkeit das Gegenteil fordern. III. Verwirrung gäbe es, wenn nicht ein Haupterzieher bestände. Und so darf in der Taufe nur ein Hauptpate sein; andere könnrn zugelassen werden wie als Helfer und Beistände.
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