Erster Artikel. Die Beschneidung war eine Figur und Vorbereitung der Taufe.
a) Dem steht Folgendes entgegen: I. Jede Figur hat mit dem, was sie vorstellen soll, eine Ähnlichkeit. Dies trifft aber nicht zu bei der Beschneidung und der Taufe. II. Nach 1. Kor. 10. sind „alle getauft worden in der Wolke und im Meere;“ nicht also in der Beschneidung. Die Wolke und das Meer waren somit Figuren der Taufe. III. Die Taufe des Johannes bereitete vor die Taufe Christi (Kap. 39, Art. 1. ad I.). War also die Beschneidung eine solche Vorbereitung, so war die Taufe des heiligen Johannes überflüssig. Auf der anderen Seite heißt es Koloss. 3.: „Ihr seid beschnitten worden, nicht mit der Beschneidung, welche mit der Hand geschieht, in der Losschälung des Fleisches; sondern mit der Beschneidung Christi, begraben mit Ihm in der Taufe.“
b) Ich antworte, die Taufe werde das Sakrament des Glaubens genannt, weil in der Taufe der Glaube bekannt wird und weil die Taufe verbindet den Menschen mit der Gemeinschaft der gläubigen. Nun ist es aber derselbe Glaube, der unsrige nämlich und der der Altväter, nach 2. Kor. 4.: „Wir haben denselben Geist des Glaubens, kraft dessen wir glauben.“ Da nun die Beschneidung ein Bekenntnis des Glaubens war, nach Rom. 4.: „Es erhielt Abraham die Beschneidung als das Merkzeichen des Glaubens;“ und ebenso durch die Beschneidung man Mitglied wurde des Volkes Gottes, so war offenbar die Beschneidung eine Vorbereitung und eine Figur für die Taufe; wie ja Alles bei den Altvätern Figur war und auch ihr Glaube dem zukünftigen Heilande sich zuwandte (1. Kor. 10.).
c) I. Die Ähnlichkeit besteht in der geistigen Wirkung. Denn wiedurch die Beschneidung hinweggenommen wurde die fleischliche Vorhaut, so wird durch die Taufe der Mensch entfernt vom Wandel dem Fleische nach. II. Das Wasser des roten Meeres war die Figur des Wassers, aus dem wir wiedergeboren werden; die Wolke die Figur des heiligen Geistes. Damit war aber kein Bekenntnis des Glaubens verbunden, wie bei der Beschneidung, die deshalb nicht bloß Figur war, sondern auch Sakrament. Da sie jedoch nicht so ausdrücklich dem Äußeren nach die Taufe versinnbildete, wie jene beiden Figuren, so macht der Apostel dieser beiden nur Erwähnung. III. Die Taufe des Johannes war eine Vorbereitung für die Taufe Christi mit Rücksicht auf die Thätigkeit des Taufens selbst; die Beschneidung mit Rücksicht auf das Bekenntnis des Glaubens.
