Zweiter Artikel. Eine bestimmte Quantität Brot und Wein wird für dieses Sakrament als Materie nicht erfordert.
a) Das Gegenteil scheint wahr. Denn: I. Die Wirkungen der Gnade sind nicht minder geordnet wie die der Natur. Nach 2. de anima aber „besteht eine bestimmte Grenze für Alles was eine Natur hat, und ein maßgebender Gesichtspunkt für die Größe und das Wachsen.“ Also ist um so mehr in der Eucharistie, als der „guten Gnade“, eine bestimmte Quantität Brot und Wein erforderlich. II. Den Dienern der Kirche ist von Christo nicht die Gewalt gegeben, damit sie derselben sich zum Spotte des Glaubens und der Sakramente bedienen; denn „zur Auferbauung hat ihnen Gott Gewalt gegeben, nicht um zu zerstören“ (2. Kor. 10.). Es würde dies aber dem Sakramente zum Spotte gereichen, wenn der Priester das ganze Brot z. B., welches auf dem Markte verkauft wird, konsekrieren wollte und allen Wein im Keller. Also kann er das nicht thun. III. Wenn jemand im Meere getauft wird, dann wird nicht das ganze Meer geheiligt, daß es abwasche von Sünden; sondern nur jene Quantität, die zum Taufen dient. Also wird auch in diesem Sakramente nicht jene Quantität konsekriert, welche überflüssig ist. Auf der anderen Seite steht im Gegensatze das Geringe und das Viele, das Kleine und das Große. Keine Quantität Brot und Wein aber ist so klein, daß sie nicht konsekriert werden könnte. Also ist auch keine so groß, daß sie nicht geeignet wäre für die Konsekration.
b) Ich antworte; manche sagten, der Priester könne nicht eine übergroße Quantität Brot und Wein konsekrieren, wie das ganze Brot auf dem Markte und den ganzen Wein im Keller. Das aber ist nicht richtig. Denn der maßgebende Gesichtspunkt für Alles, was Stoff in sich enthält, wird dem Zwecke entnommen; wie z. B. die Säge aus Eisen ist, weil dieses geeignet ist um zu schneiden. Der Zweck nun der Eucharistie ist, daß die gläubigen dieses Sakrament gebrauchen. Also ist die Quantität der Materie hier zu bestimmen nach dem Gebrauche der gläubigen. Nun kann diese Bestimmung nicht entnommen werden der Zahl der gläubigen, die im einzelnen Falle gerade vorhanden sind; sonst hätte der Pfarrer einer kleinen Pfarre die Gewalt, nur wenige Hostien zu weihen. Also muß hier der Gebrauch der gläubigen schlechthin maßgebend sein. Die Zahl derselben aber ist von sich aus ohne Grenzen; denn der Glaube kann ebensogut wenige als viele umfassen. Also ist die Quantität der Materie dieses Sakramentes unbestimmt.
c) I. Die Quantität wird bestimmt mit Rücksicht auf die maßgebende bildende Form. Diese Form nun hier ist der Gebrauch der gläubigen, deren Zahl unbestimmt ist. II. Die Gewalt des Spenders hat Beziehung zu zweierlei: 1. zu der dem Sakramente eigenen Wirkung und 2. zum Zwecke dieser Wirkung. Durch das Zweite aber wird das Erste nicht hinweggenommen. Wenn also der Priester zu einem schlechten Zwecke konsekriert, z. B. um zu verspotten oder um Zauberei zu treiben, sündigt er; aber er vollendet das Sakrament. III. Die Taufe wird vollendet in der Anwendung, im Gebrauche selber der Materie; und somit wird nicht mehr Wasser geheiligt, als zum Gebrauche kommt. Die Eucharistie aber wird vollendet in der Konsekration der Materie. Und so ist da keine Ähnlichkeit.
