Erster Artikel. Die Materie dieses Sakramentes ist Brot und Wein.
a) Dem steht Folgendes entgegen: I. Die Eucharistie muß mehr ausdrücklich und mehr vollkommen das Leiden Christi darstellen wie die Sakramente des Alten Bundes. Das Fleisch der Opsertiere aber im Alten Testamente versinnbildete mehr ausdrücklich das Leiden Christi wie dies Brot und Wein thut. Also müßte die Materie dieses Sakramentes vielmehr Fleisch sein wie Brot und Wein. II. Dieses Sakrament soll überall gefeiert werden. Nicht überall aber findet sich Weizenbrot und ebenso nicht Wein. III. Dasselbe ist für kranke und gesunde. Vielen kranken aber schadet der Wein. Auf der anderen Seite erklärt Alexander I. (ep. 1. ad omnes orth.): „Im Darbringen des Sakramentes soll bloß Brot und mit etwas Wasser vermischter Wein als Materie verwandt werden.“
b) Ich antworte; rücksichtlich der Materie dieses Sakramentes seien viele Irrtümer entstanden. Denn die Artotyriten, wie Augustin schreibt (häre. 28.), nahmen Brot und Käse; weil sie meinen, bei den ersten Menschen hätten die Opfer bestanden aus Früchten der Erde und dem Produkt von Schafen. Die Kataphrygen und Pepuzianer nahmen das Blut eines Kindes, welches sie durch Stiche in seinen Leib herauspreßten, mit Mehl mischten und so ein gewisses Brot bereiteten, das sie Eucharistie nannten. Andere nahmen unter dem Vorwande der Nüchternheit reines Wasser. Alle diese und andere diesbezüglichen Irrtümer sind dadurch ausgeschlossen, daß Christus Brot und Wein nahm zu diesem Sakramente nach Matth. 26., und es in dieser Weise einsetzte. Dies aber hat folgende Gründe für sich. Denn: 1. wird dieses Sakrament in Gebrauch genommen in der Weise des Essens. Wie nun die Taufe ein Abwaschen ist und zum körperlichen Abwaschen gewöhnlich Wasser dient, demnach also mit Wasser die Taufe geependet wird; so dient Brot und Wein für gewöhnlich der menschlichen Nahrung und ist somit der Eucharistie entsprechend. Es ist 2. dieses Sakrament ein Andenken an das Leiden Christi. Wie also da der Leib getrennt wurde vom Blute, so ist in der Eucharistie getrennt das Brot vom Weine und wird so getrennt genommen der Leib und das Blut des Herrn. Die Wirkung muß 3. berücksichtigt werden. Denn „dieses Sakrament ist stark, um die Seele und den Leib zu schützen. Deshalb wird der Leib Christi genommen unter der Gestalt des Brotes, damit der Leib behütet werde; das Blut wird genommen unter der Gestalt des Weines, damit die Seele behütet werde“ (Ambros. sup. I. ad Cor. c. 11. hic calix); heißt es doch Lev. 17.: „Die Seele des Fleisches ist im Blute.“ 4. Mit Rücksicht auf die Wirkung für die ganze Kirche. Denn „wie aus vielen Körnern das Brot entsteht und aus vielen Tropfen der Wein wird, so besteht die Kirche aus vielen gläubigen“ (Aug. tract. 26. in Joan.).
c) I. Allerdings ist Fleisch ein schärferer Ausdruck für das Leiden Christi. Aber es kommt nicht so sehr dem Gebrauche zu, welchem die Eucharistie dient; und der Bezeichnung für die kirchliche Einheit. II. Wein und Weizenbrot ist jedenfalls leicht überallhin zu schaffen. Es darf aber nicht das eine ohne das andere konsekriert werden; sonst wäre das Sakrament nicht vollendet. III. Wein in geringer Quantität schadet dem kranken nicht. Es braucht aber auch der Empfänger unter beiden Gestalten das Sakrament nicht zu nehmen (vgl. unten Kap. 80.).
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