Vierter Artikel. Den besagten Worten der sakramentalen Form wohnt eine geschaffene wirkende Kraft um zu konsekrieren inne.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. „Nur durch die Kraft des heiligen Geistes wird das Brot in den Leib Christi umgewandelt,“ sagt Damascenus (4. de orth. fide 14.). Die Kraft des heiligen Geistes aber ist eine ungeschaffene. II. Wunder geschehen nur durch die göttliche Kraft (I. Kap. 110,. Art. 4.). Die Verwandlung aber des Brotes und Weines in den Leib und das Blut Christi ist ein Wunder wie die Erschaffung der Dinge oder die Bildung des Leibes Christi im Schoße der Jungfrau. Also nur durch göttliche Kraft kann sie geschehen. III. Der vorbesagten Worte sind viele; und allmählich, eines nach dem anderen, werden sie ausgesprochen. Die Verwandlung aber geschieht im Augenblicke; also kann sie nur von einer gänzlich einfachen Kraft ausgehen. Nicht geschieht sie somit durch die Kraft dieser Worte. Auf der anderen Seite sagt Ambrosius (4. de sacr. 4.): „Wenn eine solche Kraft dem Worte des Herrn Jesu innewohnt, daß anfing zu sein das, was nicht war; um wie viel mehr wirksam wird dieses Wort sein,damit sei das was bereits war und in Anderes verwandelt werde!“ Was Brot war vor der Konsekration, ist Leib Christi nach der Konsekration, „weil das Wort Christi zu etwas Anderem die Kreatur verwandelt.“
b) Ich antworte; manche sagten, es bestehe in den sakramentalen Formen überhaupt gar keine geschaffene Kraft und ebensowenig in den Sakramenten, um deren Wirkungen herbeizuführen; sondern sie seien nur Zeichen, auf welche hin der heilige Geist allein mit seiner ungeschaffenen Kraft wirke. Doch dies ist wider die Worte der heiligen und gegen die Würde der Sakramente des Neuen Bundes. Da also dieses Sakrament an Würde alle anderen überragt, so besteht in den Worten der Formen eine geschaffene Kraft, welche, aber in der Weise eines Werkzeuges, ihre Wirksamkeit erstreckt auf die Umwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu, wie dies auch entsprechend in den anderen Sakramenten der Fall ist. Denn da diese Worte aus der Person Christi heraus gesprochen werden, so erlangen sie durch sein Gebot eine solche Kraft in der Weise des Werkzeuges (Kap. 62, Art. 1, 3 und 5.).
c) I. Durch den Ausdruck „allein durch die Kraft des heiligen Geistes“ wird nicht eine solche Kraft, die in der Weise des Werkzeuges wirkt, ausgeschlossen; wie, wenn ich sage: „Der Schlosser allein macht das Messer,“ nicht ausgeschlossen wird, daß der Hammer als Werkzeug dient. II. Als Werkzeug kann wohl eine Kreatur bei Wunderwerken dienen, wie z. B. durch die Berührung mit der Hand Christus den aussätzigen geheilt hat; nicht aber als ersteinwirkende Ursache. Als Werkzeug also tragen die Worte Christi bei zur Verwandlung in der Konsekration. Dies konnte allerdings bei der Empfängnis des Körpers Christi nicht statthaben, daß etwas vom Leibe Christi Hervorgehendes wie ein Werkzeug beitrage zur Formierung dieses Körpers. Beim Erschaffen aber besteht nichts, wohin eine solche Kraft, welche in der Weise eines Werkzeuges wirkt, die ihrem geschöpflichem Wesen eigene Wirksamkeit richten könnte. Es besteht also da keine Ähnlichkeit. III. Die Worte der Formen, vermittelst deren konsekriert wird, wirken als sakramentale Formen. Die Kraft zu verwandeln also, welche diesen Formen innewohnt, folgt der Art und Weise, wie diese Worte bezeichnen; und eine solche Bezeichnung wird vollendet im Aussprechen der letzten Worte des betreffenden Satzes. Somit tritt die Wirksamkeit der Worte ein im letzten Augenblicke von deren Aussprechen, freilich unter der Beziehung zu den vorhergehenden. Und diese wirksame Kraft ist eine einfache kraft jenes Einfachen, was bezeichnet wird, obgleich in den Worten selber, wie sie äußerlich vorgebracht werden, eine gewisse Zusammensetzung liegt.
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