Fünfter Artikel. Die einzelnen Worte der Forrn entsprechen der objektiv bestehenden Wahrheit.
a) Das ist nicht der Fall. Denn: I. Der Ausdruck: „Das“ in der Konsekrationsform des Brotes zeigt hin auf eine Substanz. Nach dem eben Gesagten aber ist beim Aussprechen dieses Fürwortes noch die Substanz „Brot“ da; insofern die Verwandlung geschieht im letzten Augenblicke des Aussprechens der ganzen Form. Daalso dieser Satz falsch ist: „Dieses Brot ist der Leib Christi;“ so ist auch dieser andere falsch: „Das ist mein Leib.“ II. Dieses Fürwort „das“ weist in sinnlich wahrnehmbarer Weise hin. Die sichtbaren Gestalten aber sind weder der Leib Christi noch Eigenschaften oder Accidentien am Leibe Christi. III. Diese Worte der Form bewirken die Wandlung des Brotes in den Leib Christi kraft dessen daß sie etwas bezeichnen. Die wirkende Ursache aber wird aufgefaßt als vorhergehend dem Gewirkten. Also das, was diese Worte bezeichnen, wird als vorhergehend aufgefaßt der Verwandlung des Brotes in den Leib Christi. Vor der Verwandlung aber ist es falsch zu sagen: „Dies ist mein Leib.“ Also ist schlechthin zu urteilen, daß dieser Satz falsch sei. Und das Nämliche gilt von der Konsekrationsformel des Weines. Auf der anderen Seite werden diese Worte gesprochen, wie wenn die Person Christi sie spräche, der von Sich selbst sagt: „Ich bin die Wahrheit.“
b) Ich antworte; daß in diesem Punkte mannigfache Meinungen sich geltend machen. Die einen nehmen an, dieses Fürwort „das“ schließe das Hinweisen nur in sich ein als etwas bloß Aufgefaßtes und nicht als etwas in thatsächlicher Ausübung und Anwendung Befindliches; denn diese ganze Redeweise wird im rein bestimmbaren, materialen Sinne gesagt, da der Priester ausspricht oder gleichsam berichtet, so habe Christus gesprochen: „Dies ist mein Leib.“ Das kann aber nicht aufrecht gehalten werden. Denn so würden diese Worte keine Anwendung haben auf den vorliegenden körperlichen Stoff und demnach wäre kein Sakrament vollendet; da zu diesem Zwecke „zum Elemente tritt das Wort, und das Element wird ein Sakrament.“ Zudem wird damit die Schwierigkeit nicht vermieden. Denn die Frage kehrt wieder, wie dieses „das“ zu verstehen sei; insoweit Christus es ausgesprochen. Offenbar nämlich nahm Christus diese Worte nicht in rein materialer, bloß die Laute zusammenfügender Weise, sondern um damit etwas zu bezeichnen. So, in dieser letzten Weise, spricht also auch der Priester die erwähnten Worte aus. Dem steht nicht entgegen, daß der Priester sie ausspricht, als ob Christus selbst sie sagte. Denn auf Grund der unendlichen Kraft Christi haben diese Worte die Kraft zu konsekrieren erlangt, von welchem Priester auch immer sie gesprochen werden, wie die wieder erzeugende Kraft seines Fleisches nicht allein zu den Wassern des Jordan gelangte kraft der Berührung mit diesem, sondern zu allen Wassern der Erde für ewige Zeiten. Deshalb nahmen andere an, dieses Fürwort „das“ in der sakramentalen Form sei nicht ein hinzeigendes mit Rücksicht auf den Sinn, sondern mit Rücksicht auf die Vernunft, so daß darunter verstanden werde: „Das ist mein Leib“ d. h.: „Was durch „das“ bezeichnet worden, ist mein Leib.“ Aber auch dies ist falsch. Denn da die Sakramente wirken das, was sie bezeichnen, so würde durch diese sakramentale Form es nicht geschehen, daß der Leib Christi hier gegenwärtig sei als wahrhaftiger Leib, sondern nur als etwas Bezeichnetes d. h. als durch ein Zeichen oder ein Sinnbild Gegenwärtiges; was häretisch ist (Kap. 75, Art. 1.). Darum meinten wieder andere, dieses „das“ beziehe sich wohl auf den Sinn, also auf das, was geschehen wird. Aber der darin enthaltene Hinweis wird verstanden als geltend nicht für jenen Augenblick, wo dasWort ausgesprochen wird, sondern für den letzten Augenblick des Aussprechens; wie, wenn jemand sagt: „Jetzt schweige ich,“ dieses „jetzt“ hinweist nicht auf den Augenblick, wo es ausgesprochen wird, sondern auf den nächstfolgenden, so daß der Sinn ist: „Sogleich, wenn ich diese Worte gesprochen haben werde, will ich schweigen.“ Aber auch dies kann nicht der Wahrheit entsprechen. Denn in diesem Falle würde man nichts Anderes sagen wie: „Mein Leib ist mein Leib;“ das aber wird durch die besagte Redeweise nicht ausgedrückt. Man muß also folgenderweise sagen. Diese Redeweise hat die Kraft, das Brot in den Leib Christi zu verwandeln. Deshalb steht sie zu anderen Redeweisen, welche nur die Kraft haben, etwas zu bezeichnen und nicht, das Bezeichnete zu wirken, im nämlichen Verhältnisse wie die von der thätig wirksamern Vernunft erfaßte Idee, welche die wirkende Ursache des betreffenden Dinges ist, zu der von der rein beschaulichen Vernunft erfaßten Idee, welche vielmehr von den Dingen aus gewirkt und empfangen ist; — denn „Worte sind Zeichen des inneren Verständnisses“ (l. Perih.). Wie also die Idee der thätig wirksamen Vernunft nicht voraussetzt die erfaßte Sache, sondern dieselbe einwirkend herstellt; so setzt die hier behandelte sakramentale Redeweise nicht voraus die bezeichnete Sache, sondern stellt sie einwirkend her; — so nämlich verhält sich das Wort Gottes zu den durch dasselbe hergestellten Dingen. Nun geschieht die Umwandlung hier nicht nach und nach, sondern im Augenblicke. Also muß man die besagte Redeweise verstehen für den letzten Augenblick der ausgesprochenen Worte; nicht aber so, daß auf seiten des Subjekts vorausgesetzt wird das, was der Abschluß der Verwandlung ist, wie die kurz vorher angeführte Ansicht wollte, daß nämlich der Leib Christi sei der Leib Christi; und auch nicht so, daß darunter verstanden werde das, was vor der Wandlung da war, nämlich die Substanz des Brotes. Vielmehr wird unter dem Fürworte „das“ Jenes verstanden, was sowohl zu der einen wie zu der anderen Substanz gemeinsam Beziehung hat, nämlich was im Allgemeinen als weiter Bestimmbares unter den Gestalten enthalten ist. Denn die Worte der Form machen nicht, daß der Leib Christi sei der Leib Christi, sondern sie machen, daß das unter diesen Gestalten Enthaltene, was vorher war Brot, nun ist der Leib Christi. Deshalb sagt der Herr nicht: „Dieses Brot ist mein Leib,“ wie die zweite Ansicht annehmen möchte; und nicht: „Dieser mein Leib ist mein Leib,“ was gemäß der dritten Ansicht wäre; sondern im allgemeinen: „Das“. Er fügt keinerlei Namen hinzu von seiten des Subjekts, sondern dieses Fürwort für sich allein gesetzt bezeichnet die Substanz im allgemeinen, insoweit sie durch keine eigene Form bestimmt ist.
c) I. „Das“ bezeichnet die Substanz, aber ohne die Bestimmung einer eigenen Natur. II. Es bezeichnet nicht die Accidentien selber, sondern die unter denselben enthaltene Substanz, die zuerst Brot war und dann Leib des Herrn, dem zwar nicht diese Accidentien als bethätigende und formende Eigenschaften zugehören, der aber darunter enthalten ist. III. Die Bezeichnung dieser Redeweise wird als der bezeichneten Sache vorhergehend aufgefaßt gemäß der Ordnung der Natur, wie die Ursache vorhergeht der Wirkung; nicht aber gemäß der Zeit. Denn diese Ursache hier hat zugleich mit sich ihre Wirkung und das genügt, damit die Redeweise der objektiv dastehenden Wahrheit entspreche.
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