Sechster Artikel. Die Konsekrationsform des Brotes hat ihre Wirkung, bevor die Konsekrationsform des Weines ausgesprochen ist.
a) Das Gegenteil wird behauptet. Denn: I. Durch die Konsekration des Brotes fängt an gegenwärtig zu sein der Leib, durch die des Weines das Blut Christi. Würde also die erste ihre Wirkung haben für sich allein, so wäre der Leib Christi zugegen ohne Blut; was unzulässig ist. II. Ist das Sakrament in sich ein einiges, so hat es auch nur eine Wirkung, wie die erste Untertauchung bei der Taufe ihre Wirkung hat, nachdem die dritte vollendet ist. Die Eucharistie aber bildet nicht zwei Sakramente, sondern eines. Also die Worte der Konsekration des Brotes haben erst ihre Wirkung nach den Worten der Konsekration des Weines. III. In der Form der Konsekration selber des Brotes sind mehrere Worte, die ihre Wirkung erst beim Aussprechen des letzten Wortes haben. Also ist das ebenso der Fall mit allen Worten der Konsekration bis zu dem letzten Worte der Konsekrationsform des Kelches. Auf der anderen Seite wird gleich nach der Konsekration des Brotes die Hostie zum Anbeten dargeboten; was aber Götzendienst sein würde, wäre da nicht der Leib Christi zugegen.
b) Ich antworte; es war dies die Ansicht einiger früheren Autoren, daß die eine dieser beiden Formen ihre Wirkung nicht habe, ohne daß die Wirkung sich zugleich bei der anderen vollziehe. Das ist aber ganz unmöglich. Denn damit die Form wahr sei: „Das ist mein Leib“ wird erfordert, daß die bezeichnete Sache der Zeit nach zugleich sei mit dem, was die gesprochenen Worte ausdrücken. Es steht ja hier die gegenwärtige Zeit „ist“. Würde die Gegenwart des Leibes für später erwartet werden, so müßte nicht „ist“ stehen, sondern die zukünf'tige Zeit „wird sein“. Da nun, was die Worte ausdrücken wollen, sogleich ausgedrückt ist, sobald das Aussprechen der Worte vollendet ist; so muß das durch die Worte Ausgedrückte sogleich, unmittelbar daraus wirklich da sein, nachdem die Worte gesprochen sind. Die Wirkung des Sakramentes muß der Bezeichnung, die in der Gegenwart ausgedrückt ist, entsprechen; sonst wäre die Redeweise falsch. Die erwähnte Ansicht ist auch gegen den Ritus der Kirche, welche gleich, nachdem die Worte der Konsekrationsform des Brotes vollendet sind, anbetet.
c) I. Dieser Grund hat die Anhänger der genannten Meinung getäuscht. Nachdem also das Brot konsekriert worden, ist der Leib Christi allein da kraft des Sakramentes und das Blut kraft des thatsächlichen Begleitens. Und ist der Wein konsekriert, ist das Blut Christi allein da kraft des Sakramentes und der Leib kraft des thatsächlichen Begleitens; so daß der ganze Christus unter jeder Gestalt ist, wie Kap. 76, Art. 2. gesagt worden. II. Dieses Sakrament ist ein einiges kraft der Vollendung (Kap. 73, Art. 2.); insoweit es nämlich aus zwei Teilen besteht, der Speise und dem Trank, von denen ein jeder seine Vollendung hat. Die drei UntertauchungenIII. aber in der Taufe zielen auf eine einfache Wirkung ab; und somit ist da keine Ähnlichkeit. IV. Die verschiedenen Worte der Konsekrationsform des Brotes drücken aus die Wahrheit eines einzigen vollständigen Satzes. Dies aber ist mit den Worten der zwei verschiedenen Formen nicht der Fall. Es besteht da also keine Ähnlichkeit.
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