Zweiter Artikel. Der Besitz der Herrlichkeit ist eine Wirkung dieses Sakramentes.
a) Dem wird widersprochen. Denn: I. Die Wirkung entspricht der Ursache. Dieses Sakrament aber kommt den Menschen zu auf dem Pilgerwege, weshalb ja auch es Wegzehrung heißt. In diesem Zustande nun sind die Menschen noch nicht fähig, die Herrlichkeit in sich aufzunehmen. Also wirkt dieses Sakrament nicht den Besitz der Herrlichkeit. II. Viele, welche dieses Sakrament empfangen, kommen nie zur Herrlichkeit (Aug. 21. de civ. Die 25.). Also ist letztere nicht die entsprechende Wirkung. III. Das, was größer ist, wird nicht verursacht von dem, was geringer ist; denn nichts wirkt über die Kraft seiner Gattung hinaus. Minder aber ist es, Christum unter fremder Gestalt im Sakramente zu empfangen wie unter der eigenen, die Ihm im Himmel zukommt. Auf der anderen Seite heißt es Joh. 6.: „Wer von diesem Brote ißt, wird leben in Ewigkeit.“
b) Ich antworte, in diesem Sakramente könne erwogen werden 1. das, von dem aus es wirksame Kraft hat: nämlich Christus, der darin enthalten ist, und das Leiden, welches in diesem Sakramente dargestellt wird; und 2. das, wodurch es Wirkung hat, nämlich der Gebrauch dieses Sakramentes und seine Gestalten. Nach beiden Seiten hin kommt es dem Sakramente der Eucharistie zu, daß es den Besitz der ewigen Herrlichkeit verursacht. Denn Christus selbst hat durch sein Leiden uns das Himmelsthor geöffnet, nach Hebr. 9.: „Er ist der Mittler des Neuen Testamentes, damit vermittelst seines Todes jene, die berufen sind, erreichen das ewige Erbe, das verheißen worden.“ Deshalb heißt es bei der Konsekration des Kelches: „Dies ist der Kelch meines Blutes, des Neuen und ewigen Testamentes.“ Ähnlich wird die Erquickung durch geistige Speise und die Einheit, welche die Gestalten von Brot und Wein ausdrücken, wohl besessen im gegenwärtigen Leben, aber unvollkommen; vollkommen wird dies Alles sein im Stande der Herrlichkeit. Deshalb sagt Augustin (tract. 26. in Joan.): „Da bei Speise und Trank die Menschendas begehren, daß sie nicht hungern und dürsten; so gewährt dies in Wahrheit nur diese Speise und dieser Trank, wodurch derjenige, der genießt, unsterbliches Leben erhält in der Gesellschaft der heiligen, wo Frieden sein wird und volle und ungestörte Einheit.
c) I. Wie das Leiden die Ursache der Herrlichkeit ist; aber nicht so, daß wir sogleich dieselbe erhielten, sondern vorher Anteil nehmen müssen am Leiden des Herrn (Röm. 8.); so führt dieses Sakrament uns nicht sogleich in die Herrlichkeit, sondern verleiht die Kraft, dahin zu gelangen. Davon war die Figur das, was von Elias geschrieben steht (3. Kön. 19.): „Er aß und trank und er wandelte in der Kraft dieser Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berge Horeb.“ II. Wie das Leiden Christi seine Wirkung nicht hat in denjenigen, welche sich nicht gut zu ihm verhalten; so hat die heilige Eucharistie ihre Wirkung nicht in jenen, die nicht gebührend vorbereitet sind. Danach sagt Augustin (l. c.): „Etwas Anderes ist das Sakrament, etwas Anderes die dem Sakamente innewohnende Kraft. Viele empfangen vom Altare aus und sterben weil sie empfangen. Das himmlische Brot esset geistigerweise, bringt die Unschuld mit zum Altare.“ III. Daß Christus unter fremder Gestalt genommen wird, gehört zum Charakter des Sakramentes, das da wie ein Werkzeug wirkt. Dem steht aber nicht entgegen, daß eine solche Ursache über sich hinaus wirkt (Kap. 77, Art. 3 ad III.).
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