Vierter Artikel. Der hier behandelte Undank ist nicht immer eine specielle Sünde.
a) Es ist dieser Undank immer eine eigene besondere Sünde. I. Die Danksagung gehört zur Gerechtigkeit; diese aber ist eine specielle Tugend. II. Cicero stellt die Danksagung (de inv.) als eine besondere Tugend auf. Also ist Undank eine specielle Sünde. III. Der Undank hat eine specielle Wirkung; er läßt zurückkehren die früheren Sünden. Also ist er als Ursache eine eigene specielle Sünde. IV. Auf der anderen Seite begleitet er alle Todsünden.
b) Ich antworte; wenn der Sünder in specieller besonderer Absicht Gott verachtet und seine Wohlthat, so ist der Undank eine eigene Sünde, da der Gattungscharakter einer Sünde von der Absicht oder dem Zwecke abhängt: „Wer stiehlt, um unkeusch zu sein, ist vielmehr unkeusch wie Dieb,“ heißt es 5 Ethic. 2. Wenn aber jemand von einer anderen Sünde, wie vom Morde, Ehebruche, die er beabsichtigt, nicht sich zurückziehen läßt durch die Erwägung, welchen Dank er Gott schuldet; so ist der Undank keine eigeneSünde; sondern ein Umstand, der hinzutritt. Denn „nicht jede Sünde wird aus Verachtung gegen Gott begangen, aber in jeder Sünde wird Gott verachtet“ (Aug. de nat. et grat. 29.).
c) I., II. und III. Das bettifft den Undank als specielle Sünde. IV. Das ist der Umstand des Undankes, der in jeder Sünde sich findet.
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