Dritter Artikel. Gott hat den siebenten Tag gesegnet und geheiliget.
a) Es scheint, daß dies dem siebenten Tage nicht gebührte. Denn: I. Eine Zeit wird eine gesegnete oder eine heilige genannt wegen des Guten, was in ihr vorhanden ist; oder wegen eines Übels, das vermieden wird. Mag Gott aber nach außen wirken oder aufhören damit. Ihm kommt davon kein Gut zu; Er vermeidet für Sich kein Übel. Also ist ein specieller Segen des siebenten Tages überflüssig. II. Der Segen kommt von der Güte dessen, der segnet. Das Gute ist aber seiner Natur nach sich ausbreitend und sich mitteilend. Also mußten vielmehr die Tage des Wirkens gesegnet werden wie der Tag, wo nichts gewirkt; also das Gute nicht mitgeteilt wird. III. In den einzelnen Tagen bereits war ein gewisser Segen gesetzt worden; denn es hieß: „Gott sah, daß es gut war.“ Also war ein weiterer Segen am siebenten Tage überflüssig. Auf der anderen Seite steht die Stelle Gen. 2, 3.
b) Ich antworte, die „Ruhe“ bedeutet 1. das Aufhören in der Bildung neuer Kreaturen, so aber, daß nun Gott das, was gebildet worden, erhält und regiert; — und nach dieser Seite gebührt dem siebenten Tage der Segen; denn er bezieht sich auf die Vervielfältigung: „Wachset und mehret euch“ wird gesagt. Diese Vervielfältigung aber vollzieht sich dadurch, daß die Schöpfung nun von Gott gemäß der Natur der einzelnen Dinge geleitet wird und somit Ähnliches von Ähnlichem ausgeht „nach dem Samen“. Die Ruhe am siebenten Tage bedeutet 2. daß Gott nach der Schaffung in Sich selber ruhte. Und nach dieser Seite hin gebührt dem siebenten Tage die Heiligung. Denn die Heiligung einer jeden Kreatur besteht darin, daß sie in Gott ihre Ruhe findet; weshalb ja auch Gott dem Herrn geweihte Dinge „heilig“ genannt werden.
c) I. Nicht deshalb wird der siebente Tag geheiligt, weil Gott in irgend einer Weise zunehmen oder abnehmen könne; sondern weil den Kreaturen etwas zuwächst durch ihre Vermehrung und ihre Ruhe in Gott. II. In den ersten sechs Tagen sind die Dinge gemäß ihren Naturen, also gemäß der in ihnen bestehenden Richtschnur ihrer Thätigkeit gegründet worden. Nachher werden sie erhalten und vervielfältigen sich demgemäß. Und dieses letztere gehört auch zur Güte Gottes. Denn die Vollkommenheit dieser Güte ergiebt sich eben am meisten daraus, daß sie selbst in sich allein ihre Ruhe und ihr Genügen findet; und daß auch wir nur dann Ruhe finden, wenn wir sie besitzen und ihrer genießen. III. Das „Gute“, was in den einzelnen Tagen erwähnt wird, gehört zur ersten Gründung und Einrichtung der Natur. Der Segen des siebenten Tages erstreckt sich auf die Thätigkeit und Verbreitung der Dinge.
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