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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Prima Pars
Quaestio 12

Zwölfter Artikel. Das Dasein Gottes als des Urgrundes kann vermittelst der natürlichen Vernunft erkannt werden, nicht sein Wesen.

a) Die natürliche Vernunft erscheint als ganz und gar unfähig, Gott in diesem Leben zu erkennen. Denn: I. Boëtius sagt (5. de consol. prosa 4.): „Der Verstand faßt eine wesentlich einfache Form nicht auf.“ Gott aber ist eine in höchst vollkommenem Grade einfache Form, wie Kapitel 3, Artikel 7 gezeigt worden. Also zu seiner Kenntnis kann die naturliche Vernunft nicht gelangen. II. „Ohne Hilfe der Einbildung oder des Phantasma versteht die
menschliche Seele nichts,“ sagt Aristoteles. (3. de anima.) Gott aber ist nicht körperlich. Also kann über Ihn ein Phantasiebild nicht entstehen. III. Die Kenntnis, welche durch die natürliche Vernunft gewonnen wird, ist Guten und Bösen gemeinsam; gleichwie die Natur ihnen gemeinsam ist. Gott kennen aber ist nur den Guten eigen. Denn Augustin sagt (I. de Trin. 2.): „Die Schärfe des menschlichen Geistes ist zu ohnmächtig, um ein so hohes Licht festzuhalten, wenn ihr nicht die Gerechtigkeit des Glaubens reinigend zu Hilfe kommt.“ Gott also wird vermittelst der natürlichen Vernunft nicht erkannt. Auf der anderen Seite sagt Paulus (Röm. 1.): „Was rücksichtlich Gottes erkannt ist, das ist in jenen offenbar;“ d. h. was von Gott erkennbar ist durch die natürliche Vernunft.

b) Ich antworte, daß unsere natülliche Vernunft in ihrem Erkennen von den Sinnen ausgeht. So weit also kann sie sich erstrecken, als sie angeleitet werden kann durch die sichtbaren Dinge. Aus diesen letzteren aber kann keineswegs unsere Vernunft bis dahin kommen, daß sie das göttliche Wesen schaue; weil die sichtbaren Dinge Wirkungen Gottes sind, welche die Kraft dieser ihrer Ursache nicht erschöpfen; wie z. B. der Mensch nur wieder einen Menschen erzeugen kann und somit nach diese Seite hin dessen ursächliche Kraft erschöpft ist; ein höheres Wesen kann er nicht zeugen. Es kann somit aus den sichtbaren Dingen nicht die ganze Kraft der ersten Ursache erkannt und folgerichtig auch nicht das innere Wesen geschaut werden. Solche sichtbare Dinge sind aber immerhin Wirkungen, welche von der Ursache abhängen; und deshalb können wir aus ihnen mit Sicherheit schließen: 1. daß Gott existiert, und 2. daß Er jene Vollkommenheiten besitzt, welche Ihm als erster Ursache, die an Kraft und innerer Natur alle Wirkungen überragt, zukommen. Sonach wissen wir von Ihm die Beziehung, welche Er zu den Kreaturen hat, daß Er nämlich von allen insgesamt die Ursache ist. Dann wissen wir, daß Er dem Wesen nach verschieden ist von alle Kreatur, insofern Er nichts von dem ist, was durch Ihn verursacht wird; und endlich, daß nichts von Ihm deshalb dem.Wesen nach getrennt wird, als ob Er zu schwach wäre, um es zu besitzen, sondern weil Er alles in unaussprechlicher Weise hoch überragt. Daraus ergeben sich leicht die Antworten auf die drei Einwürfe. I. „Der Verstand faßt nicht die in sich einfache Form auf,“ daß er wisse, was eine solche Form dem Wesen nach wäre; jedoch so, daß er von ihr weiß, sie existiere. II. In und vermittelst der Natur wird Gott erkannt mit Hilfe der aus der sichtbaren Natur geschöpften Phantasiebilder. III. Gottes Wesen zu wissen, das kommt nur den Guten zu, da dieses Wissen der Gnade gedankt ist. Zu wissen aber, daß Er ist und daß Er sich wesentlich unterscheide von der Kreatur, das kommt Guten und Bösen zu; denn das ist der einfachen Natur gedankt. Deshalb sagt Augustin (Retractat. lib. I. cap. 4.): „Ich billige nicht, was ich (Soliloq. I.) gesagt, nur die reinen Herzens sind, könnten die Wahrheit wissen; denn es kann geantwortet werden, auch viele Unreine wüßten manches Wahre.“

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