12.Die von Haik abstammenden Völker und Geschlechter und die Thaten jedes einzelnen von ihnen.
Nach Jenem wird noch Vieles in dem Buche erzählt; ich werde aber nur einreihen, was für meine Sammlung nöthig ist.
Nach jenen Ereignissen, sagt er, kehrt Haik an denselben Wohnort zurück und macht seinem Enkel Kadmos Viel von der Kriegsbeute zum Geschenke, eben so berühmte Männer von seinen Hausangehörigen. Er befiehlt ihm, denselben Wohnort, sein erstes Haus, zu behalten; er selbst geht fort und macht Halt an dem Harkh genannten Orte. Nach Jahren hatte er, wie ich oben gesagt habe, den Armenak in Babylon gezeugt; nicht wenige Jahre darnach stirbt er worauf sein Sohn Armenak das ganze Volk übernimmt.
Dieser lässt zwei seiner Brüder, den Chor und Manavas, mit ihrem ganzen Gefolge und Bas, den Sohn des Manavas, in dem genannten Harkh. Von ihnen ererbt Manavas Harkh, dessen Sohn Bas im Nordwesten die Küste des Salzmeeres; den Canton und das Meer nennt er nach seinem Namen. Von diesen, sagt man, stammen die Manavasier, Besnunier und Ordunier genannten Fürstengeschlechter ab, welche dort in der Folgezeit nach dem heiligen Trdat durch gegenseitige Bekriegung zu Grunde gegangen sein sollen. Chor vermehrt sich im Norden und baut seine Stadt; von ihm soll abstammen das grosse Satrapengeschlecht der Chorchorunier, tapferer und berühmter Männer, wie auch diejenigen von ihnen berühmt sind, welche zu unserer Zeit leben.
Armenak nimmt die ganze Menge, wendet sich nach Nordosten und steigt, dort angekommen, in eine tiefe von hohen Bergen umgebene Ebene. Ein murmelnder Fluss fliesst von Westen nach der Mitte hin, und die östliche Ebene, beinahe wie ausgestreckt, dehnt sich in grosser Länge nach der Ostseite hin; am Fusse der Berge fliessen viele klare Quellen, welche sanft zu Flüssen bei ihrem Zusammentreffen vereinigt an den Abhängen der Berge und den Bändern der Ebene noch jung, S. 24 wie junge Mädchen, dahinfliessen. Der südliche gegen die Sonne gelegene Berg mit ganz weissem Gipfel ist direkt aus der Erde gewachsen, drei Tagereisen weit, wie einer von den Unserigen sagt, für einen zu Fuss tüchtigen und gegürteten Mann und läuft allmählich in eine Spitze aus, ein alter Berg in der That in Mitten der jungen Berge. Als Armenak in dieser weiten Ebene Wohnung genommen, bebaut er den Theil der Ebene an der Nordseite; den Fuss des Berges an derselben Seite und den Berg nennt er entsprechend seinem Namen Aragads und die Besitzungen Fuss des Aragads.
Etwas Wunderbares erzählt der Geschichtsschreiber, dass nämlich an allen Orten in unserem Lande zerstreut einige Menschen sich sesshaft vorfanden vor der Ankunft Haiks, des Ahnen unserer Nation.
Dieser Armenak zeugte nach Jahren den Annajis und starb nach weiteren vielen Jahren. Sein Sohn Annajis baut sich ein Wohnhaus auf einem Hügel am Ufer des Flusses und nennt es nach seinem Namen Armavir und den Namen des Flusses Erasch nach dem Namen seines Enkels Arast. Seinen Sohn Schara, der viel vertrug und viel ass, schickt er mit seinem ganzen Gefolge in eine nahe, fruchtbare und gute Ebene, in der viel Wasser sich vorfand, an der Nordseite des Berges, der Aragads genannt wurde. Nach seinem Namen soll er auch die Provinz Schirak genannt haben. In Betreff dieses scheint das Sprtichwort gerechtfertigt, welches unter den Dorfbewohnern gesprochen wird: „Wenn der Schlund des Schara dein ist, sagen sie, dann ist die Vorrathskammer von Schirak nicht unser.“ Armajis zeugt nach Jahren seinen Sohn Amasia, nach noch andern Jahren darauf starb er.
Amasia in Armavir wohnend zeugt nach Jahren den Gegham und nach Gegham den tapfern Pharoch und den Tsolak. Nach Zeugung dieser überschreitet er den Fluss nahe am südlichen Berge und baut daselbst in den Vertiefungen des Bergfusses mit grossen Kosten zwei Häuser, das eine nach der Ostseite hin nahe am Ursprünge der Quellen, welche am Fusse des Berges hervorkommen, und das andere westlich von jenem S. 25 ungefähr den Weg eines grossen halben Tages für einen Fussgänger von demselben entfernt. Diese gab er als Erbe seinen zwei Söhnen, dem tapfern Pharoch und dem muntern Tsolak. Als diese in denselben wohnten, nannten sie die Orte nach ihren Namen Pharachot nach Pharoch, Tsolakert nach Tsolak. Den Berg nennt Amasia nach seinem Namen Masis. Er kehrte dann nach Armavir zurück, lebte noch wenige Jahre und starb.
Gegham zeugte nach Verlauf von Jahren den Hanna in Armavir. Er liess den Hanna zu Armavir mit denen, mit welchen er zusammenwohnte, und ging selbst nach einem andern Berge im Nordosten hin an das Ufer eines See’s, er bebaut das Ufer des See’s und lässt daselbst Bewohner und nennt diesen Berg nach seinem Namen Gegh und das Dorf Geghakhuni, wie auch das Meer genannt wird. Dort zeugte er seinen Sohn Sisak, einen stolzen, tapfem, schönen, beredten und des Bogens kundigen Mann. Diesem gibt er einen grossen Theil seiner Besitzungen und viele Sklaven und als Grenze seines Erbes zieht er eine Linie vom Meere gegen Osten bis zu einer Ebene, bis dahin, wo der Fluss Erasch, nachdem er die Höhlen der Berge durchschnitten hat, durch grosse Thäler und Engpässe hindurcbgeht und mit grossem Geräusche in die Ebene herabfällt. Sisak dort wohnend füllt mit Gebäuden das Gebiet seines Wohnsitzes an und nennt das Land nach seinem Namen Siunikh; die Perser aber nennen es passender Sisakan. Als dort unter jenen Geschlechtem Wagharschak, der erste parthische König von Armenien, berühmte Männer gefunden hat, macht er sie zu Herren des Landes; diese sind das sisakanische Geschlecht. Das thut Wagharschak, wie durch die Geschichte versichert ist; wie sich das aber verhält, werde ich zu seiner Zeit erzählen.
Gegham kehrt wieder von dort nach der Ebene zurück und baut am Fusse jenes Berges in einem befestigten kleinen Thale ein Dorf und nennt es Geghami. Später wurde es von seinem Enkel Garnik Garni genannt. Diesem Geschlechte entstammt zur Zeit des Artasches, des Enkels des Wagharschak, ein junger Mann mit Namen Warsch, der geschickt war für die Jagd auf Hirsche, Ziegen und Eber und geübt im Abschiessen der Pfeile. S. 26 Diesen setzt Artasches über die königlichen Jagden und schenkt ihm ein Dorf auf dem Ufer des Flusses, welches Hrasdan genannt wird. Von ihm soll das Haus Waraschnuni abstammen. Gegham hatte, wie ich gesagt habe, nach Jahren den Harma gezeugt; nach diesem zeugte er noch Andere und starb. Er hatte seinem Sohne Harma in Armavir zu wohnen befohlen. Das ist Haik, der Sohn Thorgoms, des Sohnes des Thiras, des Sohnes des Garner, des Sohnes des Jabeth, der Ahne der Haikaner, das sind seine Geschlechter und Linien und sein Wohnsitz. Von dort her, heisst es, begannen sie sich zu vermehren und die Erde zu erfüllen.
Harma zeugte nach Jahren den Aram. Aram verrichtete viele Thaten der Kraft und Stärke in Kriegen und breitete die Grenzen Armeniens nach allen Seiten hin aus. Nach dessen Namen nennen auch alle Völker unser Land, zum Beispiele die Griechen Armen, die Perser und Assyrier Armnikh. Aber seine ausführliche Geschichte und Kraftthaten will ich, wie und wann du willst, ausserhalb dieser Bücher erzählen oder auch ganz unterlassen. Jedoch weil das nicht angeht, so mag sie gleich hier folgen.
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