Vorwort des Herausgebers
Die »Seelenburg«, auch Buch der »Wohnungen« genannt, ist wohl eines der schönsten literarischen Werke, die je menschliche Intelligenz hervorgebracht hat. Sie ist ein Meisterwerk der Mystik und auch das Meisterwerk der heiligen Theresia. In anschaulicher Weise macht sie uns mit den Gunstbezeigungen Gottes vertraut, die zur Rechtfertigung und Heiligung der Seele führen, und belehrt uns über den Fortschritt der schon begnadigten Seele bis zur höchsten Entfaltung des geistlichen und mystischen Lebens, die in der umgestaltenden Liebe Gottes, im Einwirken der Gaben des Heiligen Geistes, in den übernatürlichen Tugenden und Vollkommenheiten begründet ist. Aus diesem Grunde ist gerade dieses Werk der Heiligen so gesucht von allen, die dem Gnadenwalten Gottes in der Seele des Menschen verständnisvoll gegenüberstehen. Und wenn Dr. Joseph Pieper in einer Rezension des »Lebens« der Heiligen sagt: »Niemand kann die Frage ›Was ist der Mensch?‹ auch nur annähernd beantworten, der nichts von den mystischen Möglichkeiten weiß«, so lenkt er damit das Augenmerk der gottsuchenden Seele gerade auf die mystischen Werke der Heiligen, und nicht zuletzt auf die »Seelenburg«, in der wir noch in höherem Maße als im »Leben« einen »überlegenen und klarsichtigen Wegweiser zum Seinskern des wahren christlichen Lebens« finden. Wenn nun die »Seelenburg« in Verbindung mit den »Gedanken über die Liebe Gottes« und den »Rufen der Seele zu Gott« in dieser Neuausgabe der Werke der Heiligen nach dem dritten Band erscheint, so geschieht dies nur aus Rücksicht auf die zahlreichen Nachfragen der Leserwelt, da dieses Meisterwerk der Mystik schon seit längerer Zeit vergriffen ist und diese Lücke in der fortlaufenden Neuausgabe ausgefüllt werden muß. Die Fortsetzung der Briefe (vierter Band) wird dadurch etwas zurückgestellt. … [Auslassung, d. Bearb.] Die einzelnen Anmerkungen zu dem vorliegenden Bande stammen zum weitaus größten Teil aus dem der deutschen Übersetzung zugrunde liegenden spanischen Texte; nur wenige sind meiner früheren deutschen Ausgabe entnommen. Großen Dank schulde ich Herrn Dr. Lambert Kunle, Professor in Pforzheim, der mir schon bei der Korrektur des zweiten und dritten Bandes in liebevoller Weise entgegengekommen ist und dadurch viele Ungenauigkeiten ferngehalten hat. Auch bei Herausgabe dieses Bandes gab er mir bedeutungsvolle Winke durch seine Mitarbeit bei der Korrektur. Möge nun die »Seelenburg« viele heilsbegierige Leser finden und ihnen reichen Nutzen bringen für ihr eigenes Seelenleben sowie auch zur Leitung anderer ihnen anvertrauten Seelen!
Regensburg, 16. Juli 1937
Der Herausgeber