10.
Nach zwei Tagen kamen Männer und schleppten die Säule auf Tragen herauf, und sie brachten die Maurer gleich mit, die von dem Hofmarschall beauftragt waren, die Säule an dem von ihm gewünschten Platz aufzustellen. Und bei Nacht stiegen sie mit Sergios hinauf und richteten die Säule auf und kamen dann zurück und meldeten, sie stehe. Da gab ihnen der Selige geweihtes Brot und sendete auch dem Hofmarschall davon und entließ sie. Der Selige sagte darauf zu Daniel: Wir kennen das Maß des Säulenumfanges noch nicht, und der ging hinauf und hub an, die Säule zu messen. Dabei erblickten ihn die Wächter des angrenzenden Grundstückes, welches dem damaligen Offizier der kaiserlichen Tafel gehörte. Die liefen herbei und hielten ihn an und fragten ihn, woher er komme und warum er die Säule ausmesse? Er gab ihnen zur Antwort: Ich bin kein Fremder, ich gehöre zum Abbas Daniel im Tempel, und bin auf sein Geheiß hier und freue mich, daß ich die Säule hier sehe. Als sie das hörten, ließen sie ihn. Und er ging in die Stadt zu den drei Kreuzchen, so heißt der Platz, bestellte ein Geländer und nahm es mit. Dann erzählte er dem Daniel, was ihm widerfahren, und daß er so und so geantwortet habe: der Selige gab zur Antwort: Gottes Wille geschehe! Und nach drei Tagen, als die Nacht hereinbrach, öffneten sie die Türe des Tempels, in dem er eingeschlossen war, und in Begleitung des Bruders Sergios - der vorhatte nach Thrakien zu gehen - stieg Daniel hinauf. Da fanden sie eine lange Stange liegen, welche die Vorstädter bereit gestellt hatten, um die Säule herabzuwerfen. Die banden sie mit einem Strick aufrecht neben die Säule, kletterten hinauf und schoben das Geländer auf die Plattform. Die Säule war ja nicht hoch, nur etwa S. 12 zwei Mannslängen. So befestigten sie das Geländer und banden es mit Stricken sicher fest, und dann beugten sie ihre Kniee und beteten zu Gott. Nun stieg der heilige Daniel hinauf Sept. 460 und trat auf die Säule innerhalb des Geländers und sprach: Herr Jesu Christe, in Deinem heiligen Namen trete ich in diesen Kampf ein, nimm mein Gelübde an und vollende meinen Lauf! Dann ermahnte er den Bruder: Nimm die Stange und das Strickende weg und steig eilig zu Tal, damit man dich nicht finde, wenn jemand kommt! Und der tat, wie er geheißen war.
