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Und am nächsten Tag, einem Sonnabend, kam auch Gelanios mit viel Zurüstung, um den Heiligen auf die größere Säule hinüber zu geleiten. Und wie er gerade von der einen Säule auf die andere steigen wollte, da wurde der Dämon in dem Kinde unruhig, denn er wurde zum ausfahren getrieben, und brüllte mit lauter Stimme: Gewalt geschieht mir von jenem listigen Zauberer! Aus der Tochter des Kyros hat er mich ausgetrieben, als er noch in dem Tempel wohnte, und da bin ich nach Thrakien gegangen und habe in diesem Kinde Wohnung gefunden, und sieh, nun hat er mich aus Thrakien hierher geschleppt und jagt mich fort. Was habe ich mit dir zu schaffen, Daniel? Weh! Ich muß auch aus diesem ausfahren. So schalt er viel auf den Heiligen und riß den Knaben zusammen, aber dann fuhr er durch des Herrn Macht von ihm aus. Dabei machte er aber einen solchen Gestank, daß alles Volk, welches dabei stand, es nicht ertragen konnte und sich die Nase zuhielt. Das Kind aber lag mit offenem Munde auf der Erde, so daß alle meinten, es sei tot, und auch sein Vater es schon wie eine Leiche bejammerte. Da sprach der heilige Daniel zu Sergios: Setz ihn aufrecht und flöße ihm Heiligenöl ein. Und als das geschehen war, kam ihn das Brechen an, und er spie schwarzes geronnenes Blut aus. Der Knecht Gottes aber rief von oben mit lauter Stimme: Johannes, was hast du? Steh auf! Und sogleich erwachte der Knabe wie aus einem Schlafe und sagte : Herr, was befiehlst du? Und er lief hin und umfaßte die Säule und dankte Gott und dem Heiligen. Es ergriff aber alle eine Furcht, und lange Zeit streckten sie die Hände gen Himmel und riefen das Kyrie eleison.
Dann stieg in schöner Ordnung und mit viel Geleit der Heilige auf die größere Säule. Gelanios aber schaute die großen Taten Gottes an und ging herab vom Berge und erzählte alles dem Kaiser und seinen Großen. Der geheilte Knabe aber fiel vor seinem Vater nieder, er möge den Knecht Gottes bitten, daß er das heilige Kleid anlegen dürfe. Da aber der Alte nicht wollte, weil er das Kind bei sich zu behalten wünschte, schwur der Knabe: Wenn du dies nicht tust, so laufe ich heimlich fort und gehe in eine andere Gegend, wo S. 16 du mich nicht einmal sehen kannst. Da gab der Vater nach und redete mit dem frommen Mann, und der nahm ihn auf und hieß ihn bei den Brüdern wohnen. Und als ein Jahr um war, und der Jüngling durch Gottes Gnade im guten Wandel Fortschritte gemacht hatte, hieß der Heilige seinen Vater rufen und legte ihm in seiner Gegenwart das heilige Kleid an. Da war der Vater zufrieden und er kehrte wieder nach Hause zurück und freute sich und pries Gott. Nach drei Jahren aber starb der Jüngling und ging zum Herrn, da er den schönen Lauf vollendet.
