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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Sermones Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief
DRITTE PREDIGT

Der Lehrer im Innern

„Ihr habt nicht notwendig, daß einer euch belehre, weil seine Salbung euch über alles belehrt“ (2, 27). Was also tun wir, Brüder, daß wir euch belehren? Wenn seine Salbung euch über alles belehrt, mühen wir uns da nicht sozusagen grundlos? Was reden wir soviel? Überlassen wir euch doch seiner Salbung, und es belehre euch seine Salbung! Doch jetzt stelle ich mir die Frage, und ich stelle sie auch dem Apostel; möge er die Frage eines Unbeholfenen an ihn huldvoll hören! Zu Johannes sage ich: Hatten die die Salbung, zu denen du sprachest? Du sagtest, „weil seine Salbung euch über alles belehrt“. Was hast du denn dann diesen Brief geschrieben? Was hast du sie belehrt? Was hast du sie unterwiesen? Was hast du sie erbaut? Seht denn hier, Brüder, ein großes Geheimnis! Der Klang unserer Worte dringt zu den Ohren, aber S. 49der Lehrer ist innen. Glaubt nicht, daß einer von einem Menschen etwas lernen kann! Ermahnen können wir durch den Schall unserer Stimme; aber wenn nicht in unserem Innern einer ist, der lehrt, ist dieser Schall bedeutungslos. Wollt ihr es vollständig wissen, Brüder? Habt ihr nicht alle diese Predigt gehört? Wie viele werden unbelehrt von hier Weggehen! Was mich anlangt, so habe ich zu allen gesprochen, aber die, zu denen jene Salbung im Innern nicht spricht, die der Heilige Geist innen nicht belehrt, kehren unbelehrt heim. Das sichtbare Lehramt ist eine Hilfe und Aufmunterung; der aber hat seine Lehrkanzel im Himmel, der die Herzen belehrt. Deshalb sagt er auch selbst im Evangelium: „Niemand sollt ihr auf Erden Lehrer nennen; einer ist euer Lehrer, Christus“ (Matth. 23, 8). Er selbst also spreche im Innern zu euch! Dort, wo kein Mensch ist; denn wenn einer auch dir zur Seite ist, so ist doch keiner in deinem Herzen. Doch einer sei in deinem Herzen! Christus sei in deinem Herzen, seine Salbung sei in deinem Herzen, damit nicht das Herz in der Einsamkeit verdurste und keinen Quell finde, von dem es betaut werde! Innen also ist der Lehrer, der lehrt; Christus lehrt, seine Eingebung lehrt. Wo aber seine Salbung und seine Eingebung nicht ist, da tönen vergebens von außen die Worte. So, Brüder, verhält es sich mit diesen Worten, die wir vernehmbar sprechen, wie mit der Arbeit eines Gärtners an einem Baum: Außen schafft er, bringt Wasser heran und pflegt ihn mit aller Sorgfalt. Aber mag er sich äußerlich mühen, wie er will, formt er etwa die Äpfel? Und umkleidet er das nackte Holz mit den S. 50schattenspendenden Blättern? Wirkt er solchermaßen innerlich? Nein, wer tut dies? Hört den Apostel — Gärtner; seht, was wir sind, und merkt auf den Lehrer im Innern: „Ich habe gepflanzt, Apollo hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben; weder der pflanzt, ist etwas, noch der begießt, sondern der das Gedeihen gibt, Gott“ (I Kor. 3, 6f.). Dies also sagen wir euch: ob wir durch unser Wort pflanzen oder begießen, wir sind nichts, sondern jener, der das Gedeihen gibt, Gott, d. i. seine Salbung, die euch über alles belehrt (Tr. 3, 13).

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Übersetzungen dieses Werks
Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung: Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief

Inhaltsangabe

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