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Works Augustine of Hippo (354-430) Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief
VIERTE PREDIGT

Heilig und gerecht „wie“ Gott

„Und jeder, der auf ihn diese Hoffnung hat, heiligt sich selbst, wie jener heilig ist" (3, 3). Seht, daß Gott den freien Willen nicht weggenommen hat, so daß Johannes sagen konnte: „Er heiligt sich selbst“. Wer sonst heiligt uns als Gott? Aber Gott heiligt dich nicht wider deinen Willen. Wenn du also deinen Willen Gott verbindest, so heiligst du dich selbst. Du heiligst dich nicht aus eigener Kraft, sondern in der Kraft dessen, der kommt, um in dir Wohnung zu nehmen. Weil du jedoch dabei willentlich etwas tust, darum wird auch dir etwas zugerechnet. Darum aber ist es dir zugerechnet, daß du mit dem Psalmisten sagst: „Mein Helfer sei du, verlaß mich nicht!“ (Ps. 26, 9.) Wenn du sagst: „Mein Helfer sei du“, so tust du etwas; denn wenn du nichts tust, wie soll er dir helfen ? (Tr. 4, 70)

„Kinder, niemand soll euch irreführen. Wer die Gerechtigkeit tut, der ist S. 60gerecht, wie jener gerecht ist“ (3, 7). Wenn wir gehört haben, daß wir gerecht sind „wie jener“, dürfen wir uns dann für gottgleich halten? Ihr müßt wissen, was das „wie“ heißt: Unmittelbar vorher hieß es: „Er heiligt sich selbst, wie jener heilig ist.“ Ist also bereits unsere Heiligkeit der Heiligkeit Gottes, unsere Gerechtigkeit der Gerechtigkeit Gottes gleich und ebenbürtig? Wer möchte das behaupten? Sondern das „wie“ besagt nicht immer die volle Gleichheit. Wenn z. B. einer, nachdem er diese geräumige Basilika gesehen hat, eine kleinere bauen ließe, aber nach dem Verhältnis ihrer Maße, so daß er also, z. B. wenn diese einfach breit und doppelt lang ist, auch die neue einfach breit und doppelt lang macht, baut er sie offenbar, wie diese ist. Aber diese mißt beispielsweise 100 Ellen, jene nur 30; sie ist also so und ist doch ungleich. Ihr seht, daß das „wie“ nicht immer die volle Gleichheit besagt. Der Sachverhalt ist nicht ganz der gleiche, aber das „wie“ drückt die Ähnlichkeit aus. Auch wir sind also ein Bild Gottes, aber nicht sowie der dem Vater gleichende Sohn; gleichwohl würden wir in keinem Sinne ähnlich heißen, wenn wir nicht nach unserem kleinen Maß „wie“ er wären. Also heiligt er uns, wie auch er selber heilig ist; aber jener ist ewig heilig, wir sind heilig durch den Glauben; gerecht sind wir, wie auch jener gerecht ist; aber er ist es in unendlicher Dauer, wir sind gerecht durch den Glauben an den, den wir nicht sehen, um ihn einmal zu sehen. Aber auch wenn unsere Gerechtigkeit vollkommen sein wird, wenn wir den Engeln gleich sein werden, auch dann wird sie jener nicht völlig gleich sein. Wie weit also steht sie jetzt von S. 61ihm ab, wenn sie ihm nicht einmal dann gleich sein wird?1 (Tr. 4, 9.)


  1. Augustinus sucht hier durch ein einfaches Beispiel den Sinn dessen wiederzugeben, was die Theologen als „Analogia entis“ bezeichnen: alles ge- schöpfliche Sein, auch das übernatürliche Sein des Christen, steht zu Gott in einer nur verhältnisweisen Ähnlichkeit, die einerseits wirklich Ähnlichkeit ist, die aber anderseits durch die Kluft zwischen dem absoluten Sein Gottes und dem von ihm völlig abhängigen, bedingten Sein der Geschöpfe nur schwaches Abbild ist, zu diesem in unendlichem Abstand steht. ↩

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Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief
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Einleitung: Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief

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