2.
Mag ein solcher Mensch auch viele Reichtümer zur Wohltätigkeit aufwenden, mag er wachen und fasten, mag er in Werken der Abtötung abmagern, nichts kann ihm alles das helfen, wenn er den Haß gegen seinen Nächsten nicht aufgibt, wenn er die Bosheit in seinem Herzen verborgen hält. Beständig steht er auf der Lauer und sinnt auf eine Gelegenheit, seine Bosheit auszuüben und seinem Gegner eine Schlinge zu legen. Wünsche treiben ihn, grübelnd1 geht er hin und her, er ist abgemattet und verwirrt wie eine Gebärende. Gegen seinen Nächsten schmiedet er Ränke. (Er geht damit um, ihn durch Hunger zu töten oder durch das Schwert.) Er wünscht S. 160 ihm bald Hunger, bald Schwert und Räuber, bald den Tod, bald alles Unglück und üble Nachreden.(?) Wenn er seiner ansichtig wird, schaut er auf die Seite und empfindet es lästig, an seiner Haustüre vorbeigehen zu müssen. Wenn er ihm irgendwo unterwegs begegnet, sucht er vom Pfade wegzukommen, um ihm nicht begegnen zu müssen; entdeckt er ihn in der Kirche, so sträubt er sich sogar, in die Kirche zu gehen; wenn er ihm auf offener Straße (auf offenem Markte) begegnet, wendet er seine Augen weg, um ihm nicht ins Gesicht schauen zu können (müssen); er senkt das Haupt sogar, gleich als wollte er mit der Erde sich unterhalten, und sinnt auf Bosheiten gegen seinen Feind. Wenn er sodann jemand über jenen sprechen hört, dann schaut er auf, dann geht ihm das Herz auf und empfindet Genugtuung, mit Wohlbehagen hört er zu und verschärft die Schmähungen noch, voll Eifer unterhält er sich mit den Verleumdern.
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Der Text ist unsicher, die Übersetzung gibt eine Konjektur wieder, s. Schmid S. 128. ↩