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Werke Tertullian (160-220) De resurrectione carnis

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Über die Auferstehung des Fleisches. (BKV)

17. Cap. Wenn nach der Tertullianischen Psychologie die Seele auch schon einen Seelenkörper besitzt, so ist doch zur Vollständigkeit der Vergeltung ihrer Thaten in jener Welt nichtsdestoweniger die Wiederherstellung des Leibes nötig, da er an allen ihren Handlungen Anteil genommen hat.

Weniger einsichtsvolle Anhänger unserer Meinung könnten vielleicht glauben, der Leib müsse auch deshalb vor Gericht gestellt werden, weil sonst die Seele, als körperlos, keiner Empfindung von Qual oder Wohlsein fähig wäre, da sie unkörperlich ist. Letzteres meint nämlich der grosse Haufe. Wir aber bekennen uns auch hier zur Körperlichkeit derselben und liefern in einem eigenen Werke den Beweis dafür, dass sie eine besondere Art von Dichtigkeit ihrer Substanz besitzt, wodurch sie sowohl zu fühlen als zu leiden imstande ist. Denn dass die Seelen, obwohl sie noch überkleidet und von ihrem Leibe getrennt sind, auch jetzt schon in der Unterwelt gequält oder getröstet werden, das dürfte das Beispiel des Lazarus beweisen.

Ich lasse daher die Gegner den Einwand erheben: Also, die Seele, welche ihre besondere Körperlichkeit hat, wird auch für sich allein imstande sein, zu leiden und zu fühlen, so dass sie einer Wiederherstellung des Fleisches nicht bedarf. — Im Gegenteil, sie wird sie bedürfen in dem Sinne, als wäre sie ohne das Fleisch nicht imstande, etwas zu empfinden, sondern weil sie notwendig in der Gesellschaft mit dem Leibe empfinden muss. Denn wie die Seele mit ihren eigenen Kräften ausreicht zum Behuf des Handelns, so auch zum Leiden. Zum Handeln reicht sie aber mit ihren Kräften nicht ganz aus. Denn aus ihrer eigenen Kraft vermag sie nur zu denken, zu wollen, zu wünschen und zu planen; zum Vollbringen aber muss sie auf die Thätigkeit des Fleisches warten. Ebenso ist es auch hinsichtlich des Leidens; sie verlangt auch zum Leiden nach der Mitgenossenschaft des Leibes, um in ebenso vollkommener Weise leiden zu können, als sie ohne ihn mit Vollständigkeit zu handeln nicht vermochte.

S. 442 Deshalb zahlt sie für die Dinge, wozu sie mit ihren eigenen Kräften ausreichte, vorläufig die Sühne: für das Begehren, das Denken und das Wollen. Wenn die genannten Thätigkeiten zur Vollständigkeit des Verdienstes genügten und keine Thaten dazu verlangt würden, so würde weiterhin auch zur Vollkommenheit des Gerichtes die Seele allein vollständig ausreichen, indem sie über das zu richten wäre, was zu thun sie für sich allein das Vermögen hatte. Da nun aber auch für die Thaten der Lohn nicht ausbleiben kann, die Thaten sich aber mit Hilfe des Leibes vollziehen, so reicht es schon nicht mehr aus, dass die Seele ohne den Leib beseligt oder gequält werde wegen der Werke, die auch dem Fleische angehören, obschon sie einen Körper und Glieder hat. Diese genügen ihr ebensowenig zum vollständigen Empfinden als zum vollkommenen Handeln. Daher leidet sie in der Unterwelt auch nach Massgabe ihres Handelns; sie kostet zuerst das Urteil, wie sie auch die erste war, die dem Vergehen den Eintritt gestattet hat; sie erwartet aber noch den Leib, damit sie mit Hülfe dessen, dem sie ihre Gedanken anvertraut hat, ihre Thaten wieder gut mache. Somit wird der Grund, warum das Gericht auf das äusserste Weltende angesetzt ist, eben der sein, dass die göttliche Strafsentenz in der Wiederherstellung alles Fleisches ihre Vollendung finde. Im andern Falle, wenn sie bloss für die Seelen allein bestimmt wäre, würde sie nicht erst am Weltende zu erwarten sein, wovon die Seelen jetzt schon in der Unterwelt den Vorgeschmack empfinden.

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De resurrectione carnis

XVII.

[1] Simplicior quisque fautor sententiae nostrae putabit carnem etiam idcirco repraesentandam esse iudicio quia aliter anima non capiat passionem tormenti seu refrigerii, utpote incorporalis: hoc enim vulgus existimat. [2] Nos autem animam corporalem et hic profitemur et in suo volumine probavimus, habentem proprium genus substantiae soliditatis per quam quid et sentire et pati possit: nam et nunc animas torqueri foverique penes inferos, licet nudas, licet adhuc exules carnis, probabit Lazari exemplum. [3] Dedi igitur adversario dicere, 'Ergo, quae habet corpulentiam propriam, de suo sufficiet ad facultatem passionis et sensus, ut non egeat repraesentatione carnis'. Immo et eatenus egebit, non qua sentire quid sine carne non possit sed qua necesse est illam etiam cum carne sentire: [4] quantum enim ad agendum de suo sufficit, tantum et ad patiendum. Ad agendum autem minus de suo sufficit: habet enim de suo solummodo cogitare velle cupere disponere, ad perficiendum autem operam carnis expectat. [5] Sic itaque ad patiendum societatem carnis expostulat, ut tam plene per eam pati possit quam sine ea plene agere non potuit. Et ideo in quae de suo sufficit, eorum interim sententiam pendit, concupiscentiae et cogitatus et voluntatis. [6] Porro si haec satis essent ad plenitudinem meritorum, ut non requirerentur et facta, sufficeret anima ad perfectionem iudicii, de istis iudicanda in quae agenda sola suffecerat. [7] Cum vero etiam facta devincta sint meritis, facta autem per carnem administrentur, iam non sufficit animam sine carne foveri sive cruciari pro operibus etiam carnis, etsi habet corpus, etsi habet membra, quae proinde illi non sufficiunt ad sentiendum plene quemadmodum nec ad agendum perfecte. [8] Idcirco pro quo modo egit, pro eo et patitur apud inferos, prior degustans iudicium sicut prior induxit admissum, expectans tamen et carnem ut per illam etiam facta compenset cui cogitata mandavit. [9] Denique haec erit ratio in ultimum finem destinati iudicii, ut exhibitione carnis omnis divina censura perfici possit: alioquin non sustineretur in finem quod et nunc animae decerpunt apud inferos, si solis animabus destinaretur.

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