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Werke Ephräm der Syrer (306-373) Erklärung des Evangeliums
I. Abhandlung

10.

Es hat hinwieder unser Herr seinen Glauben einem Senfkorne verglichen, darin, daß unser Herr sagt: „Wem ist das Königreich des Himmels1 gleich oder welcher Gleichheit2 vergleiche ich es? Gleich ist es einem Senfkorn, das ein Mensch, da er es nahm, in einen Garten säte; und es wuchs, wurde groß und wurde zu einem Baume, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Ästen“.3 Und in derselben Rede sagt er: „Gleich ist das Königreich des Himmels einem Sauerteige, welchen ein Weib nahm und ihn in drei Scheffel Mehl mischte, bis der ganze Teig durchsäuert wurde“.4 Und damit wir erkennen sollen, daß in jeder einzelnen S. 26 seiner Formen unser Glaube gleich5 ist den Formen in allen Dingen. Denn ein Senfkorn ist [dem] Sauerteige nicht gleich in seinem Aussehen. Aber6 das Königreich Gottes, sagt er, ist beiden gleich in seiner Wirkung. Es gleicht jenes einem Senfkorne darin, daß es ein Baum wird, groß wird, so daß es zum Ruheplatze für die Vögel des Himmels wird. Denn es kam unser Herr, er erschien uns als ein Mensch klein von Gestalt, gering, verachtet und demütig, er starb und wurde beerdigt wie ein Fremdling,7 er stand wieder auf Kraft seiner Gottheit, und erschien mit Herrlichkeit, und er wurde Ruhe und Rast für alle Menschen, die wir versinnbildet sind in den Vögeln, da unser Gesicht nach oben gerichtet ist, und durch unsern Sinn und Glauben flogen wir und schwangen uns auf und erhoben wir uns über8 alle Zerstreuungen der Erde und alle bösen Gedanken, und von da ab fürwahr wußten wir, daß unsere Wohnung im Himmel ist, woher wir unsern lebendigmachenden Herrn Jesus Christus erwarten.9

Wiederum gleicht der Glaube unseres Herrn dem Senfkorn darin, daß es wächst, groß wird und zum Baume wird; denn er wird gesät und wohnt in uns zuerst in Kleinheit und nach und nach wachsen und werden kräftig und fest seine Wurzeln in unserem Sinne, denn zuerst wollen wir dies allein: glauben an Gott; und darauf, wenn der Glaube in uns befestigt ist, alsdann trennen wir uns von unseren Vätern und vergessend verabschieden wir uns von unseren Müttern, und wir sondern uns ab von unserer Verwandtschaft, und wir vermischen uns nicht mit unseren Freunden, die in der Welt sind, und von allen unseren Gewohnheiten, die in der Welt sind, sind wir losgelöst. Denn es hat uns gänzlich der Glaube besiegt, den wir vordem in Kleinheit wie ein Senfkorn empfangen haben. Wenn unser Herr selbst ein Samen ist, wie das Senfkorn, und sein Vater ihn auf die Erde, wie in einen Garten säte, weil die Erde dem Vater gehört, und wenn der Glaube unseres Herrn in jenem Senfkorn versinnbildet wurde, und er in uns gesät wurde, sind wir erfunden worden,10 daß wir sein fürwahr waren; denn der Säemann säte in seinen11 Garten. S. 27

Und gleich ist er dem Sauerteige, weil Sauerteig anziehend und gefangennehmend ist, und dies[e Eigenschaft] besitzt er beständig:12 wann der ganze Teig13 vermischt wird, verändert er sowohl, als auch zieht er die ganze Masse hinüber in seine eigenen Formen, und niemals kehrt Sauerteig zurück und wird [wieder] Mehl.14 So ist auch das Königreich Gottes dem Sauerteige gleich geworden, weil es sich in uns vermischt, im Leibe und in der Seele und im Atem15 nach der Teigmasse von 3 Scheffeln; und niemals bewegt 16 es sich in uns, zu werden, wie wir, sondern darin allein, daß es in uns gewirkt wird17 und uns alle18 an sich zieht und gefangen nimmt und verwandelt in die Gottheit [da] nach Art des Sauerteiges. Aber wie es beim Sauerteige der Fall ist,19 daß er zuerst selbst mit dem Mehle vermischt wird, und er bei ihm ist wie Teig, wie ungesäuerter [nämlich], aber die Kraft des Sauerteiges in der Teigmasse in unsichtbaren Formen verborgen ist, und nach und nach die große Teigmasse in jenen Sauerteig hinübergezogen wird, der von Aussehen kleiner war, als die Teigmasse und sie in sich verwandelt hat, und alsdann die Teigmasse von dem Sauerteige da nicht mehr unterschieden wird,20 weil sie untergegangen21 ist, so kam die Gottheit Christi [und] vermischte22 sich mit unserer Menschheit, und Christus wurde wie wir und vermischte23 sich mit unserem Teige und nicht war es ihm anzusehen,24 daß er nicht Mensch war, wie Sauerteig nicht S. 28 sichtbar ist in jener Teigmasse, wenn er vermischt wird; und heimlich treten nach und nach [Kräfte]25 von jener Kraft Christi ein. Und wie Sauerteig wurden wir hineingezogen26 und gemischt in seine Gottheit da, wie auch er ja mit unserer Menschheit vermischt wurde,27 und nicht mehr sind wir von ihm getrennt,28 weil wir in ihm untergegangen29 sind. Und so ist das Wort, das der Apostel gesagt hat: „Verschlungen30 worden ist der Tod, spricht er, vom Leben“.31 Darin ist das Königreich unseres Herrn dem Sauerteige verglichen worden.


  1. oder plur. ↩

  2. Ähnlichkeit. ↩

  3. Lk 13,18 f.; Mt 13,31 f.; Mk 4,30 f. ↩

  4. Lk 13,20 f.;Mt 13,33. ↩

  5. verglichen worden. ↩

  6. und. ↩

  7. D.h. „ohne Ehre“, so wohl dem Zusammenhange entsprechend. ↩

  8. „weg von allen“. ↩

  9. Vgl. Phil 3,20. ↩

  10. Oder: „haben wir gefunden“. ↩

  11. In dem Zitate (p. 278, 1. Abs.) hieß es „in einen Garten“. ↩

  12. behält er immer bei. ↩

  13. Masse. ↩

  14. Vgl. Ephräm zu Gal 5,9: „Tamquam fermentum est omnis doctrina; et in quem illud cadit, mentem eius sicut massam ad se trahit“. (Comm. in epistolas D. Pauli, Venetiis 1893, p. 136) ↩

  15. Trichomtomische Auffassung des menschlichen Wesens? Diese vertritt ganz unzweideutig Aphraates in der 6. Hom. Parisot 293 f. ↩

  16. betätigt. – Statt varin ist ohne Frage vari zu lesen; der Plural ist vielleicht dadurch entstanden, daß der Übersetzer an hawatk „Glaube“ dachte, aber dafür ist hier die Bezeichnung „regnum Die“ eingetreten. ↩

  17. Oder: sich auswirkt? ↩

  18. ganz. ↩

  19. Wörtlich: „und wie der Sauerteig“. ↩

  20. getrennt ist. ↩

  21. untergetaucht. ↩

  22. Nach dem Chalcedonense (461), das bei der Vereinigung der beiden Naturen in Christus das (xxx) betonte, hätte ein orthodoxer Schriftsteller, als welcher unser Autor anzusprechen ist, den Ausdruck „vermischen“ wohl vermieden. Vgl. zur Darstellung unseres Autors Cyrillonas (ediert von Bickell, ZdMG 27, 569 Z. 7 und 6 v. u.): (xxx). „Gemischt (gewürzt) wurde die Masse seines Leibes mit dem Sauerteige seiner Gottheit“. ↩

  23. [sic] Nach dem Chalcedonense (461), das bei der Vereinigung der beiden Naturen in Christus das (xxx) betonte, hätte ein orthodoxer Schriftsteller, als welcher unser Autor anzusprechen ist, den Ausdruck „vermischen“ wohl vermieden. Vgl. zur Darstellung unseres Autors Cyrillonas (ediert von Bickell, ZdMG 27, 569 Z. 7 und 6 v. u.): (xxx). „Gemischt (gewürzt) wurde die Masse seines Leibes mit dem Sauerteige seiner Gottheit“. ↩

  24. Wörtlicher: „und nicht erschien er“. ↩

  25. So oder „Wirkungen“ ist wohl zu ergänzen. ↩

  26. angezogen. ↩

  27. sich vermischte. – Vgl. Anm. S. 27. ↩

  28. unterschieden. ↩

  29. untergetaucht. ↩

  30. untergetaucht. ↩

  31. 1Kor 15,54 (vgl. die Besprechung der Stelle im 2. Teile dieses Buches). ↩

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