1.
Die Könige haben für ihre Heere das feste Gesetz aufgestellt, daß denjenigen, der die Schlachtreihe verläßt, ein gezücktes Schwert erwartet, einmal, weil er die Schlachtreihe durchbricht, dann aber auch, weil er seinen Kameraden den Mut nimmt. Dasselbe tötet darum alle, die sich fürchten und fliehen, denjenigen aber, die fest stehen, hilft es. So sind auch die Gesetze der einzelnen Glieder gegenüber dem Bösen fest bestimmt, [10] auf daß sie ihn vielfältig besiegen und nichts nach seinem Willen geschehe. Jedes der Glieder hat darum seinen Kampf zu kämpfen, und wenn eines in seinem Kampfe unterliegt, erhöht es dadurch zugleich die Bedrängnis seines Kameraden, indem es demselben auch seinen Kampf aufbürdet. Im Kriege der Herrscher ist der Kampf des Bösen gegen die Gerechten dargestellt, und in den Wettkämpfen der Menschen, die sich in der Öffentlichkeit abspielen, die geheimen Kämpfe der Geister. [20] In den ersteren trägt die Körperkraft den Sieg davon, in den letzteren die Seelenstärke. Dort wird der Sieg gewonnen je nach der Wucht des Angriffes, hier ist die Willensfreiheit maßgebend. Dort siegt nicht jeder, wenn er es auch noch so sehr will, hier erlangt jeder Erfolg, der nur überhaupt will. Die einen erhalten eine vergängliche Krone, die anderen aber unvergänglichen Ruhm! Es gleicht darum jener Kampf demjenigen, der vom freien Willen ausgeht, [30] und jener Wettlauf der Kämpfenden dem Kampfgetümmel in den Seelen. Höre also die Regeln des Krieges, der du da ganz im Irdischen aufgehst, und lerne mit der gleichen Energie deinem Gott dienen!
S. 189 Es darf nicht deshalb, weil nun einmal Krieg ist, der nächste beste an der Spitze marschieren, noch auch der Furcht halber jeder, der will, am Schlusse gehen. [40] Der Befehl des Königs fordert, daß sie nicht ablassen von ihrem Laufe und daß die Hintermänner mäßigend einwirken auf den Schritt der Vordermänner. Sie kennen ihre Reihen und ihre Legionen sind geordnet. Trotz ihrer großen Zahl geraten sie nicht in Verwirrung, denn jeder kämpft an dem ihm zugewiesenen Platz. Sie stehen da in Angst und Furcht, es möchte die Schlachtreihe durchbrochen werden [50] und jeder achtet genau auf seinen Posten, damit dort nicht irgend ein Nachteil zum Vorschein komme. Der eine kämpft trotz seiner Verwundung noch weiter, damit ihn nicht seine Umgebung niedermetzle, der andere, gleichfalls verwundet, hält mit Furcht und klopfenden Herzens an seinem Platze aus wie ein Held. Trotzdem der König abwesend ist, werden seine Befehle doch nicht verachtet. Die Truppen fürchten sich vor dem Zorn ihrer Vorgesetzten; [60] sorgsam führen sie die Befehle aus des Gesetzes wegen und geben genau acht, weil es sich um den Sieg handelt; beständig schwebt die Furcht vor dem Feldherrn über ihrem Haupte. Sie übertreten die Befehle ihrer Vorgesetzten nicht und deren Anordnungen sind nicht umsonst, nicht verachten sie ihre Mahnung, da ihr Zorn den Tod bringen kann. Nicht darf deswegen, weil sie Eile haben, jeder nach eigenem Gutdünken marschieren, [70] auch dürfen sie nicht aus Furcht ihre Arbeit einfach unterlassen. Nie darf deshalb, weil sie durcheinander sind, der eine marschieren, der andere schlafen, noch in unordentlicher Weise der eine laufen, der andere ruhig dasitzen. Keiner läßt sich gehen nach dem eigenen Willen, sondern alle vollführen den Willen des Königs. Keiner besteht auf seiner eigenen Ansicht; denn alle fürchten sich vor dem König. [80] Keiner sucht seinen Nachbar furchtsam zu machen oder das Herz seines Kameraden zu entmutigen; keiner zögert oder zaudert, denn der Krieg fordert beherzte Männer. Jeder fürchtet mehr seinen Nebenmann als den Feind.