• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Basilius von Cäsarea (330-379) Einleitung zu Basilius dem Großen Allgemeine Einleitung
A. Das Leben des hl. Basilius

7.

Neben der Sicherung der Kirche gegen den Arianismus und einer strafferen Organisation des orthodoxen Kleinasien war es Basilius zu tun um die Wiederherstellung besserer Beziehungen zwischen dem Orient und Okzident. „Soweit ich die Lage übersehe,“ schreibt er in einem Briefe an Athanasius (ep. 66 c. 1), „gibt es für uns nur eine Rettung: Einigung mit den abendländischen Bischöfen.“ Nur einmütiges Vorgehen der abendländischen und morgenländischen Bischöfe könnte all den häresiefördernden Zwistigkeiten der orientalischen Kirche ein Ende machen. Athanasius sollte die Vermittlung übernehmen1. Das Haupthindernis für die ersehnte Einigung der Gesamtkirche war das sogenannte „Antiochenische“ Schisma. Basilius warb eifrig für Meletius; Papst Damasus aber wollte und konnte eben Paulinus, den Gegenbischof, nicht fallen lassen. Daher blieben die diesbezüglichen langen Verhandlungen mit dem Abendlande ergebnislos.

So zeigte sich Basilius in der äußeren wie in der inneren Kirchenpolitik als der wahre Kirchenfürst mit ebensoviel Umsicht wie Energie. Nicht weniger bekümmert war er als Bischof und Seelsorger für die geistigen und leiblichen Interessen seines Klerus und seiner Gläubigen.

S. 29 Als Hüter der Disziplin stellte er Mißstände und Mißbräuche im Leben des Klerus ab, verbot den Suffraganen die Erteilung der Weihen um Geld unter Androhung der Exkommunikation2, forderte gewissenhafte Prüfung der Weihekandidaten3, drang auf tadellosen Wandel der Priester und auf Entfernung verdachterweckenden weiblichen Hauspersonals4. Eine Erneuerung bzw. Reform der kirchlichen Allgemeindisziplin bedeuteten die drei „kanonischen“ Briefe an Amphilochius (ep. 188, 199, 217). — Unermüdlich tätig als „Prediger von Gottes Gnaden“ wurde er der Lehrer und Tröster seiner Diözesanen. Und wo sein mündliches Wort nicht hindrang, da mußten unzählige Briefe seine Anteilnahme am Wohl und Wehe der Gesamtheit wie Einzelner bezeugen. Bald rät er darin Welt- und Ordensleuten zu Mittel und Wegen der Vervollkommnung, so einer Patrizierin Cäsaria zum häufigen Kommunionempfang (ep. 93) , bald tröstet er Gemeinden, die der Hirten beraubt sind, tröstet von irdischem Verluste oder Leid betroffene Privatpersonen, kondoliert trauernd Hinterbliebenen. Bald schreibt er Empfehlungsbriefe zugunsten von Armen und Geprüften, von Verwandten und Bekannten, die Basilius’ Hilfsbereitschaft ins schönste Licht stellen. Bald schreibt er Gruß-Billete an Freunde mit Mahnungen und Erinnerungen herzlichster Liebe und persönlichster Fürsorge5. Immer fanden die Schwachen und Bedrückten in ihrem Bischof den entschiedensten Anwalt ihres Rechtes gegenüber weltlicher Ungerechtigkeit und Beamtenwillkür6.

Der schon als Priester ein „Vater der Armen“ gewesen, krönte seine Armenfürsorge mit der Gründung der sogenannten Basilias, einem großen und nahe der Bischofsstadt angelegten Versorgungshaus, in dem die Kranken, Armen, Fremden, Greise und Arbeitsunfähigen Aufnahme und Pflege fanden7. Das Hospital S. 30 wuchs sich in kurzem aus zu einer förmlichen „Stadt der Karitas“.

Basilius erstellte in dieser „Neustadt“ neben einer herrlichen Kathedrale ein bescheidenes Haus für den Bischof, weitere Wohnungen für die Priester, Ärzte, Krankenwärter, Pilgerhospize, Genesungsheime, Stallungen, Scheunen und Werkstätten, in denen auch das Kunsthandwerk zu seinem Rechte kam. Denn bei der Anlage dieser „Basilias“ hat nicht bloß das praktische Bedürfnis entschieden, sondern auch das künstlerische Empfinden mitgesprochen8.

Doch Armenhospize erstanden auf Veranlassung des sozialen Bischofs auch auf dem Lande bzw. in den kleineren Städten und unterstanden der Obhut und Aufsicht des jeweiligen Landbischofs9.

Neun Jahre währte der segensreiche Episkopat des „großen“ Basilius. Wohl blieben ihm manche heißersehnte Erfolge versagt. Aber gerade noch in den letzten Monaten seines Lebens sah er für die orientalische Kirche die Wendung zum Besseren kommen. Der Tod des Valens im August 378 führte die Entspannung der Lage herbei: Die Regierung des Theodosius bedeutete die kirchliche Freiheit. Von den Katholiken Konstantinopels wurde Gregor von Nazianz — nicht ohne Mitwirkung des Basilius — sogar auf den Bischofsstuhl der Kaiserstadt berufen. Es war des todkranken Freundes letzte (kirchenpolitische) Handlung und Freude. Am 1. Januar 379 starb er10. — Groß und allgemein war die Trauer über seinen Hingang, rührend die Teilnahme der ganzen Bevölkerung an der feierlichen Bestattung des hl. Bischofs11.

Fast unmittelbar nach seinem Tode feierte man den Jahrestag, den 1. Januar, als Festtag des Heiligen, wie heute noch im Orient. Der Gedächtnistag in der römisch-katholischen Kirche ist der 14. Juni12.


  1. Bas. ep. 66. 67. 69. ↩

  2. Bas. Ep. 53. ↩

  3. Ep. 54. ↩

  4. Ep. 55. ↩

  5. Darüber eingehender in der Spezialeinleitung zu den Briefen. ↩

  6. Vgl. Greg. or. 43 c. 63 sq. ↩

  7. Or. 43 c. 63 und Sozomenos, hist. eccl. VI, 34. ↩

  8. Bas. ep. 94. ↩

  9. Bas. ep. 142. 143. ↩

  10. Vgl. Loofs Fr., Eustathius von Sebaste, Halle 1898, S. 49. ↩

  11. Gregor in or. 43 c. 80. ↩

  12. Zur Biographie des hl. Basilius: Fr. Baert, De sancto Basilio M.: Acta SS. Junii II, Antverp. 1698; Tillemont, Mémoires pour servir à l’histoire ecclésiastique IX Paris 1714; Maran Pr., Vita S. Basilii M. (in MPG XXIX, V— CLXXVII); Klose W., Ein Beitrag zur Kirchengeschichte: Basilius d. Gr. nach seinem Leben und seiner Lehre, Stralsund 1835; Böhringer Fr., Die Kirche Christi und ihre Zeugen . . . Bd. 7. Die drei Kappadozier 1. Basilius v. Cäsarea. Stuttgart 1875; besonders Allard P., St. Basile [Les Saints] Paris 1903; Morison E. F., St. Basil and his Rule, London 1913; Clarke W. K. L., St. Basil the Great, Cambridge 1913; Kirch K., Basilius in den „Helden des Christentums“ I, 2, Paderborn 1919, S. 73—131 (eine populär-wissenschaftliche, übersichtlich und fesselnd geschriebene Biographie); Wittig J., Leben, Lebensweisheit und Lebenskunde des hl. Metropoliten Basilius d. Gr. v. Cäsarea, in der „Ehrengabe deutscher Wissenschaft“, hsg. v. Fr. Fessler, Freiburg i. B. 1920 (S. 617—638). ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (45.54 kB)
  • epubEPUB (31.01 kB)
  • pdfPDF (118.83 kB)
  • rtfRTF (75.19 kB)
Kommentare zu diesem Werk
Allgemeine Einleitung

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung