9.
1. Es geziemt sich aber für uns, den wiederzulieben, der uns in liebevoller Weise Führer zum besten Leben ist, und nach den Anordnungen seines Lebensplanes zu leben, indem wir nicht nur das Gebotene vollbringen und uns vor dem Verbotenen hüten, sondern uns auch von den Beispielen der einen Art abschrecken lassen, die anderen dagegen soviel wie möglich nachahmen 1 und so die Werke des Erziehers durch Ähnlichwerden vollenden, S. 212 damit das Wort „nach Bild und nach Ähnlichkeit“ 2 wirklich erfüllt werde.
2. Denn da wir im Leben wie in tiefer Finsternis umherirren, haben wir einen nicht strauchelnden und zuverlässigen Führer nötig. Der beste Führer ist aber nicht der Blinde, der, wie die Schrift sagt, Blinde in den Abgrund führt, 3 sondern der scharf sehende 4 und die Herzen durchschauende Logos. 5
3. Wie es nun kein Licht gibt, das nicht leuchtet, und nichts Bewegendes, das nicht bewegt, und nichts Liebendes, das nicht liebt, so gibt es auch nichts Gutes, das nicht heilsam ist und den Weg zur Rettung weist.
4. Wir wollen also die Gebote des Herrn durch Taten lieben; denn auch der Logos selbst hat dadurch, daß er Fleisch wurde, 6 deutlich gezeigt, daß die Tugend auf das Handeln ebensosehr wie auf das Erkennen gerichtet (praktisch und theoretisch) ist; 7 so wollen wir denn den Logos als Gesetz annehmen und in seinen Geboten und Ermahnungen kurze und zielsichere Wege zum ewigen Leben 8 erkennen; denn seine Befehle sind voll Überzeugungskraft, nicht voll Schrecknis.
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Vgl. oben 2, 2. ↩
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Vgl. Gen. 1, 26. ↩
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Matth. 15, 14; Luk. 6, 39. –Es ist ὁ τυφλός und ὁ βλέπων zu lesen. ↩
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Vgl. Platon, Gesetze VII p. 809 A. ↩
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Vgl. Jer. 17, 10; Röm. 8, 27. ↩
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Vgl. Joh. 1, 14. ↩
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Vgl. Philon, Leg. all. I 57; Musonius VI p. 22, 7–9, Hense; vgl. E. Zeller, Phil. d. Gr. II 2, 3.Aufl. S. 650 ff. ↩
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Vgl. Protr. 77, 1 mit Anm. ↩