59.
1. Aber auch die kraftlose Stimme ist das Zeichen eines weibischen Menschen, dagegen das richtige Maß in der Stärke der Stimme eines sittsamen, der seine S. a68 Sprache von übertriebener Stärke und Länge und Schnelligkeit und Wortfülle frei hält. Denn man soll nie lange Reden halten und soll nicht viele Worte machen und soll nicht schwätzen; man soll aber auch nicht übermäßig rasch und überstürzt, wie wenn man gehetzt würde, sprechen.
2. Denn auch auf die Sprache selbst muß man, wenn man so sagen darf, den Grundsatz der Gerechtigkeit anwenden 1 und den unzeitigen Schreiern und Lärmmachern muß man den Mund stopfen. Deshalb hat auch der verständige Odysseus den Thersites mit Schlägen gezüchtigt, weil dieser allein „kreischte mit maßlosem Wortschwall; „Hegte er doch in dem Sinn viel ungebührliche Worte, „Frevelnden Sinns und nicht nach Gebühr.“2
3. „Schrecklich ist in seinem Verderben ein geschwätziger Mann.“ 3 Nun ist bei den Schwätzern wie bei den alten Schuhen alles übrige von der Schlechtigkeit abgenutzt; und nur die Zunge ist übrig geblieben, um Schaden anzurichten. 4
4. Deshalb gibt die Weisheit den für das Leben gar nützlichen Rat, „nicht zu schwätzen, wenn viele Ältere da sind“; und um unsere Neigung zum Schwätzen von Grund aus zu beseitigen, fängt sie von Gott an und gebietet in folgender Weise das rechte Maß zu halten: „Wiederhole kein Wort bei deinem Gebet!“5
Sacra Par. 201 Holl. ↩
Hom. Il. 2, 212-214. ↩
Sir. 9, 18; es ist fraglich, ob Clemens das falsche ἐν ἀπολείᾳ αὐτοῦ (in seinem Verderben) in seinem Text hatte oder ob das richtige ἐν πόλει αὐτοῦ (in seiner Stadt) erst von Abschreibern verderbt wurde. ↩
Vgl. Strom. I 22, 5; vielleicht stammt der Vergleich aus einem Komiker. ↩
Sir. 7. 14. ↩
