12.
S. 214 1. Daß die Pädagogik ein Führen von Kindern ist, das ist aus dem Wort klar; es bleibt noch übrig, genau zu betrachten, was die Schrift mit dem Wort „Kinder“ meint, und dann ihre Leitung dem Erzieher zu übergeben. Die „Kinder“ sind wir; auf vielerlei Art aber spricht die Schrift von uns, und auf mancherlei Weise benennt sie uns sinnbildlich (allegorisch), indem sie abwechselnd mit verschiedenen Worten die Einfalt des Glaubens bezeichnet.
2. So heißt es in dem Evangelium: „Der Herr stand am Ufer und sagte zu seinen Jüngern, die gerade fischten: Kinder, habt ihr nichts zu essen?“, 1 wobei er die als Kinder anredete, die bereits im Stande von Jüngern waren.
3. „Und sie brachten Kinder zu ihm“, heißt es, damit er ihnen die Hände auflege und sie segne; und als die Jünger es hindern wollten, sagte Jesus: „Lasset die Kinder und hindert sie nicht, zu mir zu kommen, denn solcher ist das Himmelreich.“ 2
4. Was aber das Gesagte bedeutet, wird uns der Herr selbst erklären, wenn er sagt: „So ihr nicht umkehrt und wie diese Kinder werdet, werdet ihr nimmermehr in das Himmelreich eingehen“, 3 wobei er in diesem Falle nicht sinnbildlich von der Wiedergeburt sprach, sondern uns die bei Kindern zu findende Einfalt zur Nachahmung vor Augen stellte.
5. Auch der Geist der Weissagung meint mit den Kindern uns: „Die Kinder nahmen“, heißt es, „Zweige des Ölbaums oder der Palmen und gingen hinaus dem Herrn entgegen und riefen laut: Hosanna dem Sohne Davids; gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ 4 Licht und Herrlichkeit und Preis mit demütigem Flehen dem Herrn; S. 215 denn dies bedeutet, in die griechische Sprache übersetzt, das Hosanna.