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1. Wie eine schlechte Speise suchen sie also ihr Fleisch reizvoller zu machen; den Tag über geben sie sich damit ab, sich zu putzen, und verlassen das Zimmer nicht, damit man nicht merkt, daß sie ihre Haare gefärbt haben; abends aber kriecht diese falsche Schönheit wie aus einer Höhle ans Licht hervor;1 denn die Trunkenheit und das unsichere Licht hilft ihnen bei ihren S. a140 Absichten.
2. Und eine Frau, die ihr Haar blond färbt, duldet der Lustspieldichter Menandros nicht in dem Hause: „Jetzt pack’ dich fort aus diesem Haus! Denn nicht erlaubt Ist, daß ein sittsam Weib sich blond die Haare färbt“,2 aber ebensowenig, daß es die Backen schminkt und die Augen untermalt.
3. Die unglücklichen Wesen merken aber nicht, daß sie ihre eigene Schönheit dadurch zugrunde richten, daß sie die fremde einführen wollen; da sie sich nämlich vom frühen Morgen an die Haare ausrupfen und sich abreiben und mit allerhand Mischungen einschmieren lassen, schädigen3 sie durch die giftigen Mittel ihre Haut und verweichlichen ihren Körper und zerstören durch das Übermaß von Reinigungsmitteln ihre natürliche blühende Schönheit.
4. Deshalb bekommen sie infolge der Schminken ein bleiches Aussehen und werden leicht empfänglich für Krankheiten, da ihr Fleisch; das mit giftigen Schminken bemalt wurde, ganz erschlafft ist. Ihr Tun ist aber eine Kränkung für den Schöpfer der Menschen, gerade als hätte er nicht in gebührender Weise die Schönheit verliehen. Natürlich werden sie für die Arbeiten des Haushaltes unnütz, da sie gleichsam als gemalte Wesen zum Anschauen dasitzen und nicht zur Hausarbeit geschaffen sind.
