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1. Über das Fasten aber sagt er: „Wozu fastet ihr mir? spricht der Herr. Nicht diese Art Fasten habe ich erwählt und einen Tag, daß der Mensch seine Seele demütige. Und wenn du deinen Nacken krümmst wie einen Kreis und Sack und Asche zu deinem Lager machst, so werdet ihr auch dies nicht ein wohlgefälliges Fasten S. a213 nennen können.“
2. Was bedeutet also das Fasten? „Sieh dies, so heißt es, „ist das Fasten, das ich erwählte“, spricht der Herr. „Löse jene ungerechte Fessel, löse auf die Schlingen gewaltsamer Verträge, gib den Unterdrückten Freiheit, und zerreiße jeden ungerechten Schuldschein! Brich dem Hungrigen dein Brot, und obdachlose Arme führe in dein Haus! Wenn du einen Nackten siehst, so bekleide ihn!“1
3. Und auch über die Opfer: „Was soll mir die Menge eurer Opfer? spricht der Herr. Satt bin ich des Brandopfers von Widdern, und das Fett der Lämmer und das Blut der Stiere und Böcke will ich nicht, noch wenn ihr kommt, um vor mir zu erscheinen. Denn wer hat dies aus euren Händen verlangt? Ihr sollt nicht fortfahren, mein Haus zu betreten! Wenn ihr feinstes Weizenmehl bringt, so ist es umsonst, wenn Rauchopfer, so ist es mir ein Greuel. Eure Neumonde und Sabbate sind mir unerträglich.“2
4. Wie soll ich also dem Herrn opfern? „Ein Opfer für den Herrn“, so heißt es, „ist ein zerknirschtes Herz.“3 Wie soll ich (ihn) also bekränzen oder mit Salbe bestreichen? Oder was soll ich dem Herrn als Rauchopfer anzünden? „Ein Duft des Wohlgeruchs“, so heißt es, „ist für Gott ein Herz, das seinen Schöpfer preist.“4 Solches sind Kränze und Opfer und Wohlgerüche und Blumen für Gott.
