77.
1. VERWEIS (ἐπιτίμησις.) ist ein Tadel wegen schimpflichen Tuns, der für das Gute gewinnen will. Dafür gibt er ein Beispiel durch Jeremias: „Geile Hengste wurden sie; ein jeder wieherte nach dem Weibe des Nächsten. Soll ich diese nicht heimsuchen, sagt der Herr, oder soll an einem solchen Volke meine Seele nicht Rache nehmen?“ 1 Er flicht aber überall die S. 273 Furcht hinein, denn „die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis“. 2
2. Und wiederum sagt er durch Hosea: „Und sollte ich sie nicht heimsuchen? Denn sie selbst vermischten sich mit den Huren und opferten mit den Geweihten, und das verstehende Volk umarmte eine Dirne.“ 3 Er zeigt ihre Sünde noch deutlicher, indem er sagt, daß sie verstehen, womit er andeutet, daß sie vorsätzlich sündigen. Und das Verstehen ist das Sehen der Seele. Darum ist auch Israel der, der Gott sieht, 4 das heißt der, der Gott versteht.
3. MISSBILLIGUNG (μέμψις) ist ein Tadel gegen solche, die (Gott) geringschätzen oder sich nichts (um ihn) kümmern. 5 Diese Art der Erziehung wendet er an, wenn er durch Jesaias sagt: „Höre, o Himmel, und vernimm es, o Erde! Denn der Herr hat gesprochen. Söhne habe ich gezeugt und großgezogen, aber sie haben mich verworfen. Ein Ochse kennt seinen Besitzer und ein Esel die Krippe seines Herrn, Israel aber kennt mich nicht.“ 6
4. Wie sollte es denn nicht schrecklich sein, wenn der, der von Gott weiß, den Herrn nicht kennen will, sondern zwar der Ochse und der Esel, die trägen und dummen Tiere, den kennen, der ihnen ihr Futter gibt, Israel aber unvernünftiger sogar als sie wird erfunden werden? Und nachdem er durch Jeremias dem Volk viele Vorwürfe gemacht hat, fügt er hinzu: „Und mich verließen sie, spricht der Herr.“ 7
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Jer. 5, 8 f. ↩
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Vgl. Sprichw. 1, 7. ↩
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Osee 4, 14. – Unter den Geweihten sind die Tempeldirnen zu verstehen. Der zweite Teil des Verses lautet im hebr. Text: „und das unverständige Volk kam zu Fall.“ Aber die Erklärung bei Clemens zeigt, daß an seinem Text nichts zu ändern ist. ↩
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Vgl. Paid. 1 57, 2 mit Anm. ↩
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Vgl. Apostolios XI 17 c; Arsenios XXXV 40. ↩
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Is. 1, 2 f. ↩
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Vgl. Jer. 1, 16 f.; 2, 13. 19. ↩
