155.
1. Hinsichtlich der Erziehung des Moses wird mit uns auch Ezechiel übereinstimmen, der Dichter der jüdischen Tragödie, der in seinem Drama mit dem Titel „Auszug“ so schreibt und Moses auf der Bühne sprechen läßt:1
2.„Denn als er unser Volk so rasch sich mehren sah, Erdachte listig vie e Ränke gegen uns Der König Pharao; mit Ziegelarbeit plagt Und mühevollen Bauten er aufs schwerste uns, Und Türme ließ er bauen, alles uns zum Leid. Und dann befahl er uns, dem ganzen Judenvolk, Die Knaben all zu werfen in den tiefen Strom.2
3.Die Mutter aber, sie, die mich gebar, verbarg Drei Monde mich (so sagte sie);doch wurde es kund; Da legt sie Schmuck mir an und setzt mich heimlich aus, Am Flussesufer, in dem dichtbewachsenen Sumpf.
4.Doch meine Schwester Mirjam gab von ferne acht. Da kam des Königs Tochter mit den Zofen hin, Um zu erfrischen in dem Bad den jungen Leib.3 Sie sah sogleich das Knäblein, nahm es, hob es auf,4 Erkannte als Hebräer mich. Da lief herbei Die Schwester, und zur Königstochter sagte sie: Soll eine Amme ich dir holen für das Kind Aus den Hebräern? Jene trieb das Mädchen an.
S. a129 5.Es lief und rief die Mutter; und gar schnell war da Die Mutter selbst und nahm in ihre Arme mich. Die Königstochter aber sprach; Nähr diesen hier! Ich werde dir dafür bezahlen deinen Lohn. Sie gab den Namen Moses mir, deswegen weil Sie mich gerettet von des Flusses nassem Strand.5
6. Nachdem die Zeit der Kindheit mir vergangen war, Da führte mich die Mutter zu der Fürstin Haus; Doch hatte alles sie mir ganz genau er zählt, Des Vaters Herkunft und was Gott an uns getan.
7.Solang ich nun im Knabenalter mich befand, Ward königliche Pflege mit und Unterricht Zuteil, ganz so, als wäre ich ihr eigner Sohn. Als aber voll der Kreis der Lebenstage war, Da ging ich aus dem Königshause fort.“
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Vgl. Alexander Polyhistor bei Eusebius, Preap. Evangel. IX 28. Zu Ezechiel vgl. E. Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes III 4. Aufl. S. 500-503. – Die Bruchstücke wurden zuletzt herausgegeben von J. Wieneke, Münster i. W. 1931. Erhalten sind im gnazen 269 Verse, von denen Clemens 39 bietet. Die Erzählung schließt sich größtenteils eng an Ex 1-14 an. Anklänge an die griechische Tragödie, besonders an Euripides, hat Wieneke gesammelt. ↩
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Vgl. Hom. Il. 21,8. ↩
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Vgl. Hesiodos, Werke 753. ↩
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Die überlieferte Lesart (xxx) ist mit Recht von Wieneke verteidigt. ↩
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Eusebios gibt an, daß hier einige Verse übergangen sind. ↩