149.
1. Um uns zu lehren, daß wir die wirklich erwünschte Auswahl nicht durch die Ausscheidung des Schlechten als Schlechten treffen dürfen, sondern indem wir das auswählen, was noch besser als das Gute ist, hat der Apostel, ganz wie es sich für Eingeweihte und Fromme geziemt, darauf mit folgenden Worten hingewiesen:
2. „Daher tut auch, wer seine Jungfrau verheiratet, wohl daran; aber wer es nicht tut, der handelt noch besser, mit Rücksicht auf die gute Sitte und darauf, daß er treu bei dem Herrn bleibt, ohne jede Ablenkung.“1
3. Wir wissen aber: Gott hat es in seiner Güte so eingerichtet, daß das schwer zu Beschaffende nicht notwendig, das Notwendige dagegen leicht zu beschaffen ist.2
4. Deshalb sagt Demokritos mit Recht: „Naturanlage und Erziehung sind einander ähnlich.“ Und mit wenigen Worten hat er auch den Grund dafür angegeben: „Denn die Erziehung wandelt die Menschen um, und die Natur vollführt ihr Werk durch Umgestaltung.“3 Und es macht keinen Unterschied, ob ein Mensch von der Natur gestaltet oder durch die Zeit und das Lernen umgeformt wurde.
5. Beides hat der Herr an uns getan, das eine in der Schöpfung, das andere in der zweiten Erschaffung und der Erneuerung, die er auf Grund des neuen Bundes an uns vollzieht.
6. Man muß aber das bevorzugen, was dem Hervorragenderen nützlich ist; das Hervorragendste ist aber der Geist.
7. Wem daher das wahrhaft Schöne als das Liebste erscheint, gewinnt aus sich selbst die Frucht, die er ersehnt, nämlich die unerschütterliche Ruhe der S. b101 Seele.
8. „Wer auf mich hört“, heißt es, „der wird getrost im Frieden ruhen und frei von Furcht vor allem Übel guten Mutes sein.“4 „Sei in deinem ganzen Herzen und in deinem Sinn getrost im Vertrauen auf Gott!“5 Auf diese Weise ist es möglich, daß der Gnostiker bereits selbst zu Gott wird. „Ich sagte: Götter seid ihr und Söhne des Höchsten.“6