82.
1. Unser Gnostiker wird also vielseitig gebildet sein, nicht weil er sich diese Wissenszweige als Tugenden aneignen wollte, sondern als Gehilfinnen; und indem er das Gemeinsame und das Besondere scheidet, wird er zur Wahrheit gelangen. Denn in der Tat ist an allem Irrtum und an allem falschen Wahn schuld, daß man nicht unterscheiden kann, inwieweit die Einzeldinge miteinander Gemeinsames haben und inwieweit sie sich unterscheiden.
2. Denn wenn jemand seine Untersuchung nicht auf Grund genauer Unterscheidungen durchführt, dann wird er, ohne es selbst zu merken, das Allgemeine und das Besondere durcheinanderbringen; wo aber dies geschieht, da muß man notwendig vom rechten Weg abkommen und in die Irre gehen.
3. Auch bei der Betrachtung der Heiligen Schrift läßt die Unterscheidung der Wörter und der Sachen in den Seelen ein helles Licht aufgehen. Denn man muß beim Hören sowohl auf die Einzelausdrücke achten, die mehrerlei bedeuten, als auch auf die Fälle, wo mehrere Ausdrücke nur ein und dasselbe bedeuten. Daraus erwächst auch die Fähigkeit, richtig zu antworten.
4. Dagegen ist die unnütze Vielgeschäftigkeit zu meiden, die sich viel mit dem zu tun macht, was ganz ohne Belang ist; der Gnostiker muß vielmehr die Beschäftigung mit den verschiedenen Wissenschaften als eine Vorübung verwenden, die einerseits mit dazu hilft, daß die Wahrheit, soweit das erreichbar ist, genau richtig und ungestört überliefert wird, und andererseits ein Schutz gegen die Reden ist, die mit ihren verderblichen Künsten die Wahrheit ausrotten wollen.