2.
Hierauf sagt Celsus: "Die Lehre der Christen sei von ihrem Ursprung her barbarisch"1, er meint natürlich das Judentum, mit dem das Christentum zusammenhängt. Und recht edeldenkend macht er unserem Glauben den "barbarischen Ursprung" nicht zum Vorwurf; er lobt vielmehr "die Barbaren wegen ihrer Geschicklichkeit, neue Lehren zu erfinden",fügt aber dem bei, "die Griechen verstünden es besser, die von den Barbaren gefundenen Lehren zu beurteilen, zu begründen und für die Übung der Tugend zu befolgen". Diesen Satz des Celsus können wir nun zur Verteidigung der christlichen Wahrheiten verwenden. Wenn nämlich jemand von griechischen Lehren und Übungen her zu der christlichen Lehre käme, so würde er nach Celsus diese2 nicht nur als wahr "beurteilen", sondern auch "befolgen" und dadurch als wahr erweisen und, was nach dem Maßstab griechischer Beweisführung mangelhaft erschiene, ergänzen und damit zugleich die Wahrheit des Christentums dartun. Ferner ist hier noch zu sagen, dass es für unseren Glauben einen besonderen Beweis gibt, der ihm allein zukommt und viel höher steht als der mit Hilfe der Dialektik geführte griechische. Diesen höheren Beweis nennt der Apostel "den Beweis von Geist und Kraft"3 : den Beweis "von Geist" wegen der Weissagungen, die geeignet sind, in dem Leser besonders an Stellen, die von Christus handeln, den Glauben zu erzeugen; den Beweis "von Kraft" wegen der außerordentlichen Wunder, deren Tatsächlichkeit S. 9 sich sowohl durch vieles andere als auch besonders durch den Umstand erweisen läßt, dass sich Spuren davon noch bei denen erhalten haben, die ihr Leben nach dem Willen des Wortes einrichten.