22.
„Die Christen aber setzen“, wie Celsus meint, „zu den Behauptungen der Juden noch einige Worte hinzu und erklären, dass wegen der Sünden der Juden der Sohn Gottes schon gesandt worden sei, und dass die Juden, weil sie Jesus gestraft und mit Galle getränkt hätten1 , auf sich selbst den Groll Gottes herabgezogen haben“. Jeder, der Lust hat, mag das, was die Christen sagen, als Lüge nachweisen, wenn nicht das ganze Volk der Juden aus seinen Wohnsitzen vertrieben worden ist, und zwar ehe ein volles Menschenalter vergangen war, seit Jesus solches von ihnen erduldet hatte. Jerusalem ist nämlich, wenn ich nicht irre, zweiundvierzig Jahre nach der Kreuzigung Jesu zerstört worden. Und niemals, seitdem es Juden gibt, ist berichtet worden, dass sie so lange mächtigeren Völkern unterworfen gewesen und von den heiligen Stätten ferngehalten und verhindert worden sind, ihren Gottesdienst zu feiern. Aber wenn es auch zuweilen so schien, als ob sie wegen ihrer Sünden von Gott verlassen würden, so wachte trotzdem Gott über ihnen; sie konnten zurückkehren, nahmen ihr Eigentum wieder in Besitz und vollzogen ungehindert ihre gewohnten heiligen Bräuche. Zu den Beweisen also, dass Jesus ein göttliches und heiliges Wesen war, gehört auch die Tatsache, dass die Juden um seinetwillen so große und schwere Drangsale schon so lange zu leiden haben. Und wir behaupten mit aller Zuversicht, dass sie niemals S. 323 wieder in den früheren Zustand gelangen werden. Denn sie haben dadurch den allerruchlosesten Frevel begangen, dass sie dem Erlöser des Menschengeschlechtes in jener Stadt nachstellten, wo sie Gott die gewohnten Opfer, die Wahrzeichen erhabener Geheimnisse darbrachten. Daher mußte jene Stadt, in der Jesus dies erduldet hat, von Grund aus zerstört und das jüdische Volk seiner Wohnsitze beraubt werden und die Berufung zur Seligkeit durch Gott mußte auf andere übergehen, ich meine auf die Christen, welche über die lautere und reine Gottesverehrung belehrt worden sind und neue Gesetze erhalten haben, passend für ein Reich, das sich über die ganze Erde ausbreitet. Denn die alten Gesetze waren nur für ein einzelnes Volk gegeben, das von einheimischen und gleichgearteten Fürsten regiert wurde, und konnten deshalb jetzt nicht mehr alle beobachtet werden.
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vgl. Mt 27,34; Ps 68,22 ↩