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Werke Origenes († 253/54) De principiis Über die Grundlehren der Glaubenswissenschaft (BKV)
Drittes Buch.
Zweiter Abschnitt. Von den feindseligen Mächten.

1.

Wie feindliche Gewalten oder der Teufel selber mit dem Menschengeschlechte ringen, um es zur Sünde zu verlocken, darüber wollen wir uns nach Beispielen in der Schrift umsehen. In der Genesis heißt es, die Schlange habe Eva verführt; und in der Auffahrt Mosis, 1 einem Buche, dessen S. 199 der Apostel Judas in seinem Briefe erwähnt, sagt darüber der Erzengel Michael dem Teufel, mit dem er über den Leichnam des Moses streitet, auf seine Eingebung sey die Schlange das Mittel zur Verführung Adams und Eva’s geworden. Man fragt auch, wer der Engel gewesen, der vom Himmel herab zu Abraham gesprochen. Nun erkenne ich, daß du Gott fürchtest, und deines geliebten Kindes nicht verschontest, um meinetwillen (Gen. 22, 12.). Denn ausdrücklich wird der Sprechende ein Engel genannt, und doch sagt er nicht „um Gottes willen“, sondern „um seinetwillen“, d. h. um des Sprechenden willen habe Abraham seinen Sohn nicht verschont. Ferner wird man fragen, wer der sey, von dem es im Exodus (4, 24.) heißt, daß er Mosen tödten wollte, weil er nach Aegypten zog: weiter, wer der Würgengel 2 und wer der sey, der im Levitikus (16, 9.) Unheilabwender 3 genannt wird, wo die Schrift sagt: Ein Loos dem Herrn, das andere dem Unheilabwender. Im ersten Buch der Könige plagt ein böser Geist Saul (15, 10.), und im dritten (22, 19.) spricht der Prophet Micha: „Ich sah den Herrn, den Gott Israels, auf seinem Throne sitzend, und das ganze Heer des Himmels stand um ihn rechts und links. Und der Herr sprach: wer will Achab den König Israels verführen, daß er hinaufziehe und in Ramoth Gilead einfalle? Und es sprach der Eine so, der Andere anders. Da trat ein Geist auf und stellte sich vor den Herrn und sprach: ich will ihn verführen. Und der Herr sprach: womit? Er antwortete: ich will ausziehen und ein Lügengeist seyn in seiner Propheten Munde. Er sprach: verführe ihn, du wirst es können: so gehe hin und thue also. Und so gab der Herr nun den Lügengeist in aller deiner Propheten; S. 200 der Herr hat Unheil über dich verkündet.“ Es ist doch klar, daß der Geist aus eigenem, freien Willen sich entschließt, zu verführen und Lügen auszustreuen, was der Herr zum Verderben des Achab, der dessen würdig war, gebraucht. 4 Im 1. Buch der Chronik (21, 1.) heißt es: der Satan stand auf in Israel und gab David ein, das Volk zu zählen. In den Psalmen wird von dem bösen Engel gesagt, daß er Manche quäle. Auch sagt Salomo im Prediger (10, 4.), wenn der Geist dessen, der Gewalt hat, über dich kommt, so verlaß deine Stelle nicht: denn Heilung wird große Sünden stillen. 5 Bei Zacharias (3, 1.) finden wir den Teufel an der Rechten Jesu, um ihm zu widerstehen. Jesajas aber (27, 1.) sagt, das Schwert des Herrn drohe dem Drachen, der falschen Schlange. Soll ich auch noch Ezechiel anführen, der in seinem zweiten Gesicht an den Fürsten von Tyrus ganz deutlich von einer feindlichen Macht (28, 7.) weissagt; der sogar (29, 3.) den Drachen in die Ströme Aegyptens versetzt? Ferner das ganze Buch Hiob, was enthält es anders als die Darstellung des Teufels, der alles Eigenthum Hiobs, seine Söhne, ja seinen Leib in seine Gewalt zu bekommen strebt? Gleichwohl wird er durch dessen Geduld besiegt. In diesem Buch lehrt auch der Herr in seiner Antwort Vieles über die feindliche Macht jenes Drachen. Dieß einstweilen sind die Beispiele aus dem Alten Testament, soweit sie uns gerade beifallen, für die Behauptung, daß feindliche Mächte in der Schrift genannt und im Kampfe wider das Menschengeschlecht dargestellt werden, wofür sie künftig bestraft werden sollen. Nun wollen wir uns auch im N. Testament umsehen. Der Satan tritt zu dem Heiland, um ihn zu versuchen: böse und unreine Dämonen, die einen oder den andern besessen hatten, wurden S. 201 von dem Herrn ausgetrieben, und die daran Leidenden werden durch ihn befreit. Judas, nachdem ihm der Satan bereits dem Entschluß eingegeben, Christum zu verrathen, nahm gleich darauf den Satan ganz in sich auf. Denn es steht geschrieben: nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Paulus, der Apostel lehrt uns (Eph. 6, 11.), dem Teufel nicht Raum zu geben, sondern, spricht er, ziehet die Waffen Gottes an, damit ihr der List des Teufels widerstehen könnet. Er, deutet darauf hin, wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewalten, mit den Herren dieser Welt in der Finsterniß, mit den Geistern der Bosheit, unter den Himmlischen. Auch sagt er (1 Cor. 2, 8.) vom Heiland, er sey von den Fürsten dieser Welt, 6 welche vergehen werden, und deren Weisheit er nicht rede, gekreuzigt worden. Alles dieß sind Erklärungen der heiligen Schrift, von dem Daseyn unsichtbarer Feinde, die gegen uns kämpfen, und Aufforderungen zur Waffnung gegen sie. Daher glauben die Einfältigern unter den Gläubigen, alle Sünden, welche die Menschen begehen, kommen von jenen feindlichen Mächten her, die den Verstand der Sündigenden verrücken, weil sie in jenem unsichtbaren Kampfe Meister werden. Wenn also der Teufel nicht wäre, so würde kein Mensch sündigen.


  1. בשׁח פטירת, αναβασις oder αναληψις Μωυσεως, wovon Clem. Alex. Strom. VI, S. 679. Auch Athanasius und die Acta Syn. Nicen.: primae II, 18. führen sie an. Nicephorus: sie sie habe 1400 Verse. Judas (V. 9.) erwähnt zwar der Sache, aber nicht des Buches. ↩

  2. Rufin: angelus exterminator, vielleicht mit Beziehung auf Ex. 12, 11. 12. Ein entsprechender Ausdruck kommt jedoch auch hier bei den LXX. nicht vor. ↩

  3. αποπομπαιος nennen die LXX. den Sündenbock, der in die Wüste geschickt wird. Im Griechischen ist es soviel als αποτροπαιος, αλεξικακος sc. θεος, eine Gottheit, die Unglück abwendet, was den Orig. auf seine Ansicht der Stelle gebracht haben muß. Rufin: apopompaeus, id est transmissor. ↩

  4. abutitur Deus — allein das griech. καταχρηται hat nicht immer die schlimme Bedeutung: auch abutor nicht. ↩

  5. Dieß ist die wörtliche Uebersetzung der LXX. und Rufins, freilich etwas unverständlich. Für μεγαλα hat Rufin multa. Das dictum probans liegt nicht sowohl in πνευμα, als in εξουσιαζοντος, welches Or. in gleicher Bedeutung wie die εξουσιας, δυναμεις (εναντιας) nimmt. ↩

  6. Schon die Gnostiker des 2. Jahrh. erklärten diese Stelle von den bösen Geistern, die mit dem Aeon, des Lichtreichs kämpften, und seine Kreuzigung herbeiführten, Semlers Beitr. B. 2. S. 195. So im dritten Jahrh. Mani, Neand. K. Gsch. II, S. 563. ↩

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