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Werke Origenes († 253/54) De principiis Über die Grundlehren der Glaubenswissenschaft (BKV)
Viertes Buch.
Zweiter Abschnitt. Von der Art, die heil. Schrift zu lesen und zu verstehen.

16.

1 Und wie die, welche hier des Allen gemeinsamen Todes sterben, nach ihren diesseitigen Werken, wenn sie z. B. des sogenannten Hades würdig erfunden wurden, nach Maßgabe ihrer Sünden an verschiedene Orte desselben 2 versetzt werden: so werden vielleicht auch die, welche dort, 3 so zu sagen, S. 280 sterben, zu uns in den Hades gestoßen 4 , und verschiedene, geringere oder bessere, Wohnungen dieses Erdraumes, unter diesem oder jenem Vater, angewiesen, so daß ein ehmaliger Israelite unter die Scythen gerathen, ein Aegyptier nach Judäa gelangen kann. Kam ja doch der Heiland, um die verlornen Schafe aus dem Hause Israel zu sammeln: und weil Viele von Israel seiner Lehre nicht anhiengen, werden die Heiden berufen. 5 Dem zu Folge wird man auch die Weissagungen über einzelne Völker mehr auf die Seelen und ihre verschiedenen himmlischen Herbergen beziehen, und ebenso in den Geschichten, die sich mit Israel, Jerusalem oder Judäa begeben haben sollen, während es von diesem oder jenem Volke bekriegt wurde, nachforschen müssen, ob sie sich etwa, weil sie doch nicht wirklich geschehen sind, auf die Gattung von Seelen anwenden lassen, die den vergänglichen Himmel bewohnten, oder noch bewohnen mögen. Und 6 weil wir vorhin die Seelen, die von S. 281 dieser Welt in den Hades hinabsteigen, mit denen verglichen haben, welche von dem obern Himmel wie Verstorbene in unsre Wohnplätze herabkommen, so verdient es auch eine genauere Prüfung, ob wir nicht dasselbe von ihrer Geburt sagen dürften, daß nehmlich die, welche auf unserer Erde geboren werden, entweder von dem eigentlichen Hades durch ihr besseres Streben wieder in die Höhe kommen und menschliche Leiber annehmen, oder von glückseligern Wohnungen bis zu uns herabsteigen, und ebenso auch die Räume des Firmaments über uns theils von Seelen bewohnt werden, die von unsern Wohnsitzen zu besseren emporstreben, theils von solchen, die von dem obern Himmel bis zum Firmament herabsanken, jedoch nicht so sehr gesündigt hatten, daß sie bis in die von uns bewohnten Räume verstoßen wurden. So kann also auch das Firmament im Vergleich mit dem obern Himmel ein Hades seyn, und diese unsere Erde im Vergleich mit dem Firmament; und umgekehrt können wir, im Vergleich mit der Unterwelt unter uns, Himmel genannt werden. Was mithin dem Einen Hades ist, das ist dem Andern Himmel. Und ich glaube, um dieser Unterscheidung willen spricht die Schrift in den Psalmen von einem untersten Hades: „Du hast meine Seele aus dem untersten Hades befreit.“ Will man 7 noch genauere Rechenschaft darüber aus der heiligen Schrift, so dient zur Antwort, daß der heil. Geist diese Dinge in der scheinbar wirklichen Geschichte tiefer verstecken wollte, z. B. wenn gesagt wird, daß sie nach Aegypien hinabziehen, oder gefangen nach Babylon geführt, und an diesem Orte theils ganz erniedrigt und zu Sclaven gemacht, theils in S. 282 der Gefangenschaft hochgestellt und berühmt wurden, und zu Macht und Ansehen gelangten. Solches liegt also, wie wir meinen, in der Geschichte verborgen. Denn „das Himmelreich ist gleich einem Schatz, im Acker verborgen, den ein Mensch findet und verheimlicht, und derselbe geht heim und verkauft in der Freude darüber alles, was er hat, und kauft den Acker.“ Wir wollen nun sehen, ob nicht das Sichtbare, Oberflächliche und Handgreifliche in der Schrift der Acker voll verschiedener Pflanzen; das darunter liegende, nicht Allen sichtbare, sondern gleichsam unter die sichtbaren Pflanzen Vergrabene aber die verborgenen Schätze der Weisheit und Erkenntniß sind. Diese nennt auch der Geist durch Jesaja dunkel, unsichtbar und verborgen: weil Gott allein die ehernen Thore, die sie verschließen, sprengen, und die eisernen Riegel, die an die Thore gelegt sind, zerbrechen kann, um Alles das zu verstehen, was in der Genesis über die verschiedenen idealen 8 Geschlechter und Stämme der Geisterwelt, 9 welche Israel näher oder entfernter stehen, gesagt ist, den Hinzug der 70 Seelen nach Aegypten, wie sie dort sich mehren, wie die Sterne des Himmels, aber auch, weil nicht Alle von ihnen Lichter der Welt waren (denn nicht alle aus Israel sind Israeliten), zum Theil wie der unzählbare Sand des Meeres.


  1. Hier beginnt auch Hieronymus wieder seine Auszüge (ep. ad Avit.) mit den Worten: In quarto quoque libro, qui operis ejus extremus est, haec ab ecclesia Christi damnanda intererit. Dann folgt die Uebersetzung einiger Stellen. — Erasmus: cave, — Tarin: hic Originem humane et caute tracta! ↩

  2. Rufin setzt hinzu: alii in sinum Abrahae; weder die Philok. noch Hieron. hat dieses. Auch spricht Origenes nur von Straforten. ↩

  3. „De coelestis Hierusalem administratione“ setzt Hieron. erklärend hinzu. ↩

  4. Hier hat Rufin weiter: Nam illis infernae hic morientium animae dicuntur. Credo ab hanc distinctionem infernus inferior a scriptura nominatur in psalmis (36, 13.): quia liberasti animam meam ex inferno inferiori (εξ ᾳδου κατωτατου LXX.). Es ist schwer, diese zwei Sätze zu verwerfen. Die Phil. und Hieron. haben sie nicht. Jene hat aber hier manche Lücken; dieser könnte es absichtlich weggelassen haben, weil er die „damnanda“ nicht durch eine Bibelstelle belegt wissen wollte, die bei der unpoetischen Ansicht von den Psalmen in damaliger Zeit immerhin die Meinung des Orig. unterstützen konnte. Und dann ist gerade die obige Bemerkung ein ächt origenischer Einfall. Ich habe sie deswegen, und weil doch der Zusammenhang des Textes der Philokalie nicht unterbrochen werden kann, weiter unten nach dem Fragment bei Hieron. gesetzt, welchem offenbar der erstere Satz des Rufin entnommen ist. ↩

  5. Wieder eine Lücke der Philokalie bis zu den Worten „Solches liegt also, wie wir meinen“, welche durch das Nächstfolgende aus Rufin und Hieron. ausgefüllt ist. An der Aechtheit dieses Stückes ist um so weniger zu zweifeln, als Hieron. ein nach diesem eingeschaltetes Fragment zur Ergänzung und Erläuterung des Rufinischen Textes darbietet, welches mit diesem ziemlich übereinstimmt, und beide auf die verschiedenen coelestes mansiones animarum (die Stationen bis zum Himmel) bei Orig. hom. in Num. XXVII. gleichsam hinweisen. ↩

  6. Die drei nächsten Perioden sind eingeschaltet: die erste wörtlich nach Hieronym. „Et quia comparavimus, —— traderentur.“ Der folgende Satz ist von H. so angezeigt: Quibus dictis nitritur approbare, et firmamentum —— aliis coelum sit. Für die erstern Worte habe ich die Schlußformel gesetzt „So — also“, und das Uebrige als wortgetreuen Auszug betrachtet, an welchen sich dann sehr passend der dritte Satz aus dem obigen Rufinischen anschließt (s. die vorletzte Anm.) Anders können die verschiedenen Bruchstücke nicht wohl ungezwungen in Zusammenhang gebracht werden. ↩

  7. So fährt Rufin fort; und im nächsten Satz schließen sich wieder die Worte der Philokalie an: κεκρυπται ως ηγουμεθα, εν ταις ιστοριαις ταυτα, u, s. f. bis zu Ende des §. 16 gleichlautend mit Rufin. ↩

  8. αληθινων, wahr in einer höhern Ordnung der Dinge. ↩

  9. της ψυχης. S. Einl. ↩

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