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Werke Gregor von Nyssa (335-394) Dialogus de anima et resurrectione Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
§14. Die Ansicht von der Seelenwanderung.

8.

Wie ein Märchen klingt dann die Lehre von Gericht und Strafe nach diesem Leben, desgleichen von jenseitiger Wiedervergeltung und überhaupt von all dem, was zur Beseitigung des Bösen genannt und geglaubt wird. Denn wie kann der Mensch von der Sünde frei werden, wenn er durch sie geworden ist? Und wie soll der Entschluß, ein tugendhaftes Leben zu führen, im S. 309 Menschen erwachen, wenn seine Natur, wie jene sagen, aus der Sünde stammt? Denn wie unvernünftige Tiere kein Verlangen darnach tragen, wie die Menschen zu reden, und ihre Unfähigkeit, vernünftige Worte zu bilden, für kein Unglück halten, wenn sie nur ihre natürlichen und eigentümlichen Laute von sich geben können, in ähnlicher Weise werden auch jene, deren Leben, wie angenommen wird, durch die Sünde begründet und veranlaßt wurde, kein Begehren nach der Tugend empfinden, weil diese außerhalb des Bereiches ihrer Natur liegen würde. Nun aber eifern und verlangen alle, welche ihre Seele schon auf Grund vernünftiger Erwägungen veredeln wollen, nach einem tugendhaften Leben; daraus erhellt deutlich, daß die Sünde nicht älter ist als das Leben, und daß nicht von ihr die Menschennatur abgeleitet werden kann, sondern daß die alles lenkende Weisheit Gottes unserem Leben den Anfang verlieh, daß sie aber, nachdem sie auf die ihm gefällige Weise ins Dasein eingetreten ist, dann die volle Freiheit der Entscheidung haben und werden soll, was sie kraft des Vermögens der Selbstbestimmung will.“

„Wir können uns aber die Sache durch das Auge veranschaulichen, das als Beispiel sich eignet. Ihm kommt von Natur aus das Sehen zu, das Nichtsehen aber rührt vom Willen oder von einer Krankheit her; das Widernatürliche kann also statt des Natürlichen leicht eintreten, sei es dadurch, daß jemand das Auge freiwillig schließt oder daß die Sehkraft durch ein Leiden verlorengeht. So kann man auch von der Seele sagen, daß sie durch Gott zwar das Dasein habe, daß sie aber, da in Gott keine Spur von Bösem wahrnehmbar ist, hiezu auf keinen Fall gezwungen werden kann. Infolgedessen gelangt sie zu dem Ziel, das sie sich selbst mit freiem Willen gesteckt, indem sie sich freiwillig gegen das Gute verschließt oder, durch die Arglist des unserem Leben nachstellenden Feindes am Auge verwundet, in der Finsternis des Irrtums dahinlebt, oder umgekehrt, indem sie unverwandt auf die Wahrheit blickend alle Einflüsse der Finsternis fernehält.“§ 15. Der Eintritt der Seelen in das Dasein.

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Übersetzungen dieses Werks
Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung zum Gespräch mit Makrina „Über die Seele und die Auferstehung"

Inhaltsangabe

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